Wohin mit 269 Milliarden Dollar?Apple stellt Geldsegen in Aussicht

Apple hat ein Luxusproblem: Riesige Cash-Reserven müssen sinnvoll ausgeben werden. Eine großangelegte Shopping-Tour ist unwahrscheinlich, stattdessen dürfen sich wohl die Aktionäre freuen.
269 Milliarden US-Dollar sind eine Menge Geld. So groß ist das Cash-Polster von Apple, das ungenutzt herumliegt - und damit könnte der Konzern eine Menge Dinge anstellen. Zur Einordnung: Die Dax-Konzerne Lufthansa, RWE, Commerzbank, Thyssenkrupp, Covestro, HeidlebergCement, Eon, Vonovia, Deutsche Börse, Beiersdorf und Deutsche Bank sind an der Börse etwa so viel wert - insgesamt.
Apple könnte mit der Summe auch locker Tesla kaufen, das an der Börse knapp 50 Milliarden Dollar auf die Waage bringt - und mit Ford und General Motors die etablierte US-Autoindustrie gleich mit. Dann blieben immer noch mehr als 100 Milliarden Dollar übrig.
Das wäre sicher nicht sonderlich sinnvoll. Diese Vergleiche sollen jedoch zeigen, über welche Möglichkeiten Apple verfügt. Der Konzern könnte mit dem Geld aber auch etwas anstellen, das Sinn ergäbe - vielleicht mit Netflix oder Disney einen Anbieter von Filmen kaufen, um im Streaming-Geschäft ganz vorne dabei zu sein. Während Disney auf eine Marktkapitalisierung von rund 150 Milliarden Dollar kommt, liegt sie bei Netflix bei 135 Milliarden.
Doch wahrscheinlich wird Apple mit dem Geld nicht auf großangelegte Einkaufstour gehen, sondern etwas ganz anderes machen: Ein Großteil der Summe könnte an die Aktionäre ausgeschüttet werden - entweder durch eine höhere Dividende oder durch einen Aktienrückkauf. Einen solchen Schritt hat der Konzern bereits mehrfach in Aussicht gestellt. Möglich macht das die Steuerreform von US-Präsident Donald Trump. Dadurch kann Apple die im Ausland angehäuften Cash-Reserven günstig in die USA überweisen. Toni Sacconaghi vom Analysehaus Bernstein schätzt, dass der Konzern rund zwei Drittel der 269 Milliarden Dollar in den kommenden zweieinhalb Jahren für Dividenden und Aktienrückkäufe in die Hände nehmen wird.
Abhängig vom iPhone
Angesichts der Tatsache, dass Apple das Geld wohl kaum für einen Monster-Deal ausgeben wird, dürften die Kalifornier gegenüber den Anlegern großzügig sein. Es wäre auch eine gute Chance, um einen Teil der 122 Milliarden Dollar schweren Schulden zu begleichen, die in fünf Jahren aufgelaufen sind.
Für eine üppige Ausschüttung spricht, dass sich der Aktienkurs in letzter Zeit nicht besonders erfreulich entwickelt hat. Im Verlauf der vergangenen Wochen verbilligten sich Apple-Aktien um rund neun Prozent, seit Jahresauftakt steht immerhin ein Kursverlust von vier Prozent zu Buche.
Das liegt daran, dass sich das aktuelle iPhone wohl nicht ganz so stark verkauft, wie von Analysten vorhergesagt. Der Hype um die Markteinführung von gleich drei neuen iPhones im Vorjahr - mitsamt des Vorzeigegeräts iPhone X - hat sich sehr früh abgekühlt. Mehrere Firmen, die Komponenten für die Geräte liefern, warnten ihre Anleger bereits vor einer sich abschwächenden Nachfrage, auch wenn sie das iPhone als Grund dafür nicht beim Namen nannten.
Apple ist stark vom iPhone abhängig, es steht für rund 70 Prozent des Umsatzes. Um die Abhängigkeit zu verkleinern, baut der Konzern seine Dienstleistungen rund um den App- und iTunes-Store sowie den Musik-Streaming-Dienst Apple Music und das Cloud-Angebot aus.
Mehrere Analysten stutzten bereits ihre Umsatzprognosen für die iPhones zurecht: Laut der aktuellen Konsensschätzung soll es im gerade abgelaufenen Quartal um 13 Prozent auf 39,2 Milliarden Dollar aufwärts gegangen sein und im laufenden Quartal sollen es plus 18 Prozent auf 29,9 Milliarden Dollar werden. So überzeugend das auch aussieht: Die Erwartungen an Apple sind besonders hoch.
Am Dienstagabend weiß man mehr, denn dann legt Apple die Zahlen für das vergangene Quartal vor. Ein enttäuschender Quartalsbericht und eine schwache Prognose dürften der Aktie kaum helfen. Aber womöglich kann Apple diese Probleme mit einer aktionärsfreundlichen Politik kontern - und seine Anteilseigner milde stimmen.