Zweifel am Konzernabschluss Bafin ordnet Überprüfung der Baywa-Bilanz an
11.11.2024, 20:28 Uhr Artikel anhören
Ende März bezeichnete die Baywa ihr Liquiditätsrisiko noch als "gering".
(Foto: picture alliance / SVEN SIMON)
Mitte Juli räumt die hoch verschuldete Baywa Liquiditätsengpässe ein. Nur dank zweier Finanzspritzen von Eigentümern und Gläubigern kann der Agrar- und Baustoffhändler seinen Verpflichtungen nachkommen. Doch die Finanzaufsicht vermutet: Die Probleme waren lange vorher absehbar.
Die Bafin wird den Jahresabschluss des Münchner Agrar- und Baustoffhändlers Baywa unter die Lupe nehmen. Der Finanzaufsicht liegen nach eigenen Angaben "konkrete Anhaltspunkte dafür vor, dass die Baywa AG gegen Rechnungslegungsvorschriften verstoßen hat", heißt es in einer Mitteilung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Dabei geht es offenbar vor allem um das Risikomanagement und die Liquiditätssteuerung. Die Bafin ist inzwischen auch für die Bilanzkontrolle börsennotierter Unternehmen zuständig.
Die Baywa hatte Mitte Juli Liquiditätsengpässe eingeräumt und seither bereits zwei Finanzspritzen ihrer Eigentümer und Gläubiger über insgesamt eine Milliarde Euro erhalten, ohne die sie ihren Verpflichtungen nicht mehr hätte nachkommen können. Doch die Bafin vermutet, dass die Probleme schon früher absehbar waren. Die Darstellung der finanziellen Lage und der Risiken aus der Finanzierung des Konzerns im Geschäftsbericht für 2023 sei "möglicherweise fehlerhaft", schreibt die Finanzaufsicht in ihrer Mitteilung. "Wir kooperieren vollumfänglich mit der Bafin", erklärte ein Baywa-Sprecher.
Der Bericht erschien Ende März. Darin bezeichnet die Baywa ihr Liquiditätsrisiko als "gering", wenn auch höher als ein Jahr zuvor. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC hat den Geschäftsbericht für 2023 testiert, also abgenommen. Unternehmen müssen in ihrem Konzernabschluss ihre aktuelle Finanzlage darstellen und auf die Risiken ihrer Finanzierungsmethoden eingehen. Dazu gehört die Pflicht, das Liquiditätsrisiko zu beschreiben, also das Risiko, dass das Unternehmen seine Zahlungsverpflichtungen nicht pünktlich erfüllen kann.
Schuldenberg von fünf Milliarden Euro
Die Baywa leidet unter einem Schuldenberg von mehr als fünf Milliarden Euro lang- und kurzfristiger Finanzverbindlichkeiten. Gleichzeitig hat die schwache Weltkonjunktur alle Geschäftsbereiche des Unternehmens getroffen. Im ersten Halbjahr machte sie 290 Millionen Euro Verlust - auch wegen hoher Abschreibungen auf ihr Geschäft mit erneuerbaren Energien.
Mitte Oktober gab der angeschlagene Agrarkonzern die Trennung von Vorstandschef Marcus Pöllinger und Finanzvorstand Andreas Helber bekannt. Pöllinger, der das Unternehmen anderthalb Jahre lang führte, musste Ende Oktober gehen. Helber, der seit fast 14 Jahren Finanzvorstand ist, soll noch den Jahresabschluss fertigstellen und Ende März 2025 ausscheiden.
Neuer starker Mann im Vorstand ist seitdem der Sanierungsexperte Michael Baur. Die Baywa hat ihn von der Beratungsfirma Alix Partners angeheuert, zunächst als externen Berater, später als Generalbevollmächtigten.
Quelle: ntv.de, chr/rts