Wirtschaft

Agrarhändler in der KriseEx-Baywa-Chef Lutz attackiert Nachfolger

23.07.2024, 14:31 Uhr
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Klaus Josef Lutz musste den Agrarhändler Baywa 2024 nach einem verlorenen Machtkampf im Aufsichtsrat verlassen. (Foto: picture alliance / SVEN SIMON)

Der Agrarhändler Baywa steckt in einer tiefen Krise. Ex-Chef Lutz sieht sich dafür nicht verantwortlich. Er wehrt sich gegen Vorwürfe, er habe die Krise mitverursacht. Stattdessen kritisiert er seinen Nachfolger scharf.

Der langjährige Vorstandsvorsitzende des Agrarhändlers Baywa, Klaus Josef Lutz, wehrt sich gegen Vorwürfe, er habe die tiefe Krise des Unternehmens mitverursacht. "Ich bin überrascht und entsetzt zugleich von der aktuellen Situation der Baywa", sagte Lutz der "Süddeutschen Zeitung". Demnach werde der 66-Jährige schnell emotional, wenn es um das Thema Baywa gehe. Lutz war bis 2023 rund 15 Jahre lang Vorstandsvorsitzender, dann Chef des Aufsichtsrats und schied im Januar 2024 nach einem Machtkampf aus.

Kritiker behaupten, sein Expansionsdrang habe zur Krise geführt. "Wir haben expandiert, und jede Expansion birgt Risiken. Aber den Schulden standen immer höhere Vermögenswerte gegenüber", sagte Lutz der Zeitung.

Die Baywa-Bilanz für 2022, die er noch zu verantworten hatte, sei gesund gewesen. Damals habe es höhere Vermögenswerte als Finanzschulden gegeben. Die Baywa mit 24 Milliarden Euro Jahresumsatz steckt in einer tiefen Krise. Der Konzern saß Ende 2023 auf 5,5 Milliarden Euro Schulden.

Das Unternehmen spricht von einer "angespannten Finanzierungslage". Deshalb hat es ein Sanierungsgutachten in Auftrag gegeben, das klären soll, wie es weitergehen soll. Ziel des Gutachtens ist eine positive Fortführungsprognose, die die Voraussetzung für eine Verlängerung von Krediten ist. Zudem hat der Agrarhändler einen Restrukturierungsberater an Bord geholt, der einem Insider zufolge unterhalb des Vorstands angesiedelt ist.

Ex-Chef wettert gegen seinen Nachfolger

Laut der "Süddeutschen Zeitung" hatte Lutz seinen Nachfolger Marcus Pöllinger selbst vorgeschlagen. Pöllinger war seit 2008 Lutz' Assistenz. "Wir haben eng zusammengearbeitet. Er war für mich immer ein großes Management-Talent, und er wurde auf die Aufgabe vorbereitet", sagte Lutz der Zeitung.

Doch nun kritisierte der Ex-Chef seinen Nachfolger Pöllinger scharf. Der neue Vorstand hätte die alte Strategie an das neue Marktumfeld anpassen sollen, das habe Lutz geraten. "Ich habe schon länger Zweifel, ob das der richtige Vorstand für die aktuelle Situation ist", sagte er der Zeitung.

"Der aktuelle Vorstandschef ist vielleicht nicht der richtige Vorstand für die aktuellen Herausforderungen", fügte er hinzu. Auf die Nachfrage der Zeitung nach einem Machtkampf sagte Lutz "überhaupt nicht". Es sei ein wichtiger Grundsatz "guter Unternehmensführung: sich als Aufsichtsrat zu fragen, ob der Vorstandschef fit for the job ist."

Quelle: ntv.de, rwe/AFP

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