"Will meinen Beitrag leisten" Benko lässt bei Signa Holding die Sanierer ran
08.11.2023, 13:08 Uhr
Bei Signa soll Ruhe und Ordnung einkehren: Benko zieht sich zurück.
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Die Signa Gruppe gerät wegen Verkäufen, Insolvenzen und einem Baustopp in die Schlagzeilen - mit ihr auch Gründer René Benko. Der Selfmade-Milliardär beugt sich nun offenbar dem Druck der Investoren.
Der österreichische Immobilieninvestor René Benko gibt das Ruder bei seiner Signa Holding ab. Benko habe den Vorsitz des Beirats an den Sanierungsexperten Arndt Geiwitz übergeben, teilte Signa mit. Zusätzlich übernehme Geiwitz auch den Vorsitz des Gesellschafter-Komitees der Holding. Die Familie Benko Privatstiftung bleibe weiterhin größter Gesellschafter. Geiwitz wird nach Angaben von Signa die Restrukturierung der gesamten Gruppe organisieren. "Er genießt das Vertrauen aller Gesellschafter", teilte Signa mit.
Laut Benko ist der Schritt "die beste Lösung für das Unternehmen, seine Partner, Investoren sowie die Mitarbeiter". "Es gilt nun, Vertrauen wiederherzustellen, dazu will ich meinen Beitrag leisten", sagte Benko. "Das Immobilienportfolio von Signa ist und bleibt einzigartig. Ich bin absolut sicher, dass das Unternehmen eine sehr gute Zukunft haben kann."
Nach Aussage von Geiwitz braucht Signa jetzt Ruhe und Ordnung. "Wir werden diese wichtigen Aufgaben mit Bedacht und Vernunft angehen. Es gilt, langfristige Lösungen zu finden", sagte der Sanierungsexperte. Er fordere daher alle Beteiligten auf, sich diesem Prozess anzuschließen.
Die Immobilienbranche hat seit dem Beginn des Ukraine-Krieges mit gestiegenen Bau- und Energiekosten sowie höheren Zinsen zu kämpfen. Wegen der gestiegenen Zinsen kam es bei der Gesellschaft Signa Prime Selection im Vorjahr zu einer Abwertung von 1,17 Milliarden Euro. Davon waren vor allem Immobilien in Deutschland betroffen, wie aus dem Konzernabschluss der Luxusimmobilienholding hervorgeht. Signa habe zur Unterstützung weitere externe Berater engagiert, um mit Hochdruck eine Überprüfung aller Geschäftsbereiche durchzuführen und Maßnahmen sowie ein ganzheitliches Konzept für die Gruppe zu erarbeiten, hieß es.
Benkos Miteigentümer der Holding hatten den Milliardär nach Angaben des österreichischen Gesellschafters Hans Peter Haselsteiner aufgefordert, die Macht über das Firmengeflecht aufzugeben, nachdem sich Probleme in verschiedenen Sparten und bei diversen Projekten gehäuft hatten. So meldete die Signa-Sportartikelsparte im Oktober Insolvenz an. Der Bau des Elbtowers wurde unterbrochen. Der 46-jährige Benko hatte seine Unternehmensgruppe mithilfe niedriger Zinsen und finanzstarker Investoren aufgebaut.
Elbtower-Bau soll fortgesetzt werden
In Hamburg wächst wegen einer Bauunterbrechung beim Elbtower der politische Druck auf den Projektentwickler Signa Real Estate, der zur Signa Holding gehört. Der in das Projekt involvierte Vermögensverwalter Commerz Real ist laut einem Sprecher mit Signa und der ausführenden Baufirma im Gespräch, "um rasch eine Lösung zu finden" und den Bau bald wieder voranzutreiben. Die Signa Gruppe selbst gibt seit Wochen gegenüber Medien keine Stellungnahmen ab.
Anfang Juni hatte die Signa Gruppe zudem das operative Geschäft der österreichischen Möbelgruppe Kika/Leiner verkauft. Der große Möbelhändler meldete kurz darauf Insolvenz an. "Ein zweites Kika/Leiner soll verhindert werden", begründete Haselsteiner in der Zeitung "Der Standard" die Rückzugs-Forderungen der Investoren.
Quelle: ntv.de, mba/dpa/rts