Wirtschaft

Cheapflation in Deutschland Billigprodukte verteuern sich besonders stark

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Im Vergleich mit anderen Ländern grassiere die Cheapflation in Deutschland besonders stark, warnt Ökonom Alberto F. Cavallo.

Im Vergleich mit anderen Ländern grassiere die Cheapflation in Deutschland besonders stark, warnt Ökonom Alberto F. Cavallo.

(Foto: picture alliance/dpa)

No-Name-Produkte verteuern sich in Deutschland besonders stark. Die Leidtragenden sind vorwiegend Geringverdiener, wie ein Harvard-Ökonom mahnt. Zuletzt greifen auch mehr andere Haushalte zu diesen Waren.

Der Ökonom Alberto F. Cavallo warnt vor einer "erheblichen Inflationsungleichheit" durch starke Preissteigerungen bei Billigprodukten und Eigenmarken im Supermarkt. Leidtragende seien Haushalte mit geringem Einkommen, sagte der Forscher von der Harvard Business School dem "Spiegel". Sie neigten dazu, billigere Sorten zu kaufen. Zuletzt stiegen auch andere Haushalte auf No-Name-Produkte um, was die Nachfrage und damit auch die Preisentwicklung ankurbeln könne.

Hintergrund ist die sogenannte Cheapflation, ein Kofferwort aus dem englischen Wort für billig (cheap) und Inflation. Es beschreibt das Phänomen, dass sich im Zuge des Anstiegs der Verbraucherpreise günstigere No-Name-Produkte besonders verteuert haben. Je nachdem, wie sich die Löhne in den verschiedenen Einkommensgruppen entwickeln, kann dies laut Cavallo Ungleichheiten bei den Reallöhnen verschärfen.

Im Vergleich mit anderen Ländern grassiere die Cheapflation in Deutschland besonders stark. Warum, sei unklar. "Eine Möglichkeit ist, dass sich das Einkaufsverhalten bei hoher Inflation dort stärker verändert", so der Wirtschaftswissenschaftler.

Discounter verlangen Supermarkt-Preise

Eine Auswertung im Auftrag des "Handelsblatts" hatte kürzlich ergeben, dass mit dem harten Preiswettbewerb im deutschen Lebensmittelhandel offenbar Schluss ist. Eine Überprüfung Hunderter Produkte durch die Preisvergleichs-App Smhaggle zeigte: Egal in welchen großen Supermarkt oder Discounter der Kunde gehe, sei der Preis für ein Produkt "überall auf den Cent identisch". Für den Kunden sei es "praktisch egal, in welches Geschäft er geht", wurde Smhaggle-Chef Sven Reuter zitiert.

Nicht nur Markenprodukte sind dem Bericht zufolge betroffen: Die Produkte der Rewe- und Edeka-Eigenmarken "Ja" und "Gut & Günstig" hätten in der Regel exakt den gleichen Preis wie die Pendants der Eigenmarken von Aldi und Lidl. Kunden könnten nur noch sparen, wenn sie Sonderangebote nutzen, erklärte Reuter. Smhaggle greift auf Preisdaten der Händler sowie Kassenbons von Nutzern der App zurück.

Quelle: ntv.de, chl

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