Gekürzte Subventionen Chinas E-Auto-Markt sorgt für Überraschung
08.01.2018, 19:08 Uhr
Produktion des elektrischen Baojun E100 in einem von GM und einem chinesischen Partner betriebenen Werk.
(Foto: REUTERS)
Der Einbruch des chinesischen E-Auto-Absatzes bleibt aus. Zwar fährt Peking seine staatlichen Subventionen zuletzt deutlich zurück. Dennoch lassen sich die Chinesen nicht vom Kauf abschrecken. Der Markt scheint eine eigene Dynamik zu gewinnen.
Das starke Wachstum des chinesischen Elektroauto-Markts wurde von Skeptikern vor allem mit den hohen staatlichen Subventionen in dem Land erklärt. Immerhin unterstützt laut Ratingagentur Fitch außer Norwegen kein anderer Staat den Kauf von Elektroautos so massiv wie China. Das vergangene Jahr kann deshalb als Feldversuch betrachtet werden, ob dem wirklich so ist. Seit Januar 2017 hatte Peking seine Förderungen um 40 Prozent zurückgefahren. War damit das Ende des Booms gekommen?
Zunächst sieht es danach aus: Hersteller BYD, der weltweit größte Produzent von Elektroautos, hatte im August einen Absatzrückgang von 20 Prozent für das erste Halbjahr verkündet. Der Grund: Wegen geringerer Subventionen musste BYD die Preise anheben. Doch nach Ende des Jahres zeigt sich, dass dies wohl eher die Ausnahme war: Der Absatz von Elektroautos in China stieg ungeachtet geringerer staatlicher Unterstützung auf neue Rekordhöhen.
Allein im vergangenen November legten die Verkaufszahlen um rund 80 Prozent zu, wie das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Zahlen von CEIC Data berichtet. In den ersten elf Monaten 2017 stiegen sowohl Produktion als auch Verkäufe um rund 50 Prozent - die Gesamtzahl verkaufter Autos wird mit den Verkaufszahlen aus dem Dezember vermutlich bei mehr als einer halben Million liegen.
Dennoch sind sich Beobachter einig: Die Zentralregierung in Peking hat zuvor nichts unversucht gelassen, um der Nachfrage Schwung zu verleihen. So hatten lokale und zentrale Behörden noch 2016 Subventionen in Höhe von bis zu 15.000 Dollar pro Auto gezahlt, wie die "Financial Times" berichtet. Auch bei der Vergabe von Nummernschildern wurden E-Auto-Käufer bevorteilt. Während die Eigentümer herkömmlicher Autos ihre Nummernschilder zum Teil über Auktionen, Lotterien oder durch Zahlung hoher Gebühren erhielten, gab es in mindestens sechs Städten bei E-Autos keine Gebühren oder Wartezeiten. Und in diesen Regionen wurden auch 70 Prozent aller Elektroautos verkauft.
Massiver Ausbau der Ladeinfrastruktur
Auch beim Thema Ladeinfrastruktur ist China bereits weit vorangeschritten: Landesweit existieren bereits 171.000 Ladestationen. Der Staat will bis 2020 zudem rund 25 Milliarden Renminbi (3,21 Milliarden Euro) in die Errichtung von weiteren zigtausenden Ladesäulen stecken. Dies ist deutlich mehr als die rund 17.000 Ladestationen oder 47.000 Ladepunkte in den USA. Bei der Bundesnetzagentur waren in Deutschland zuletzt knapp 4000 Ladesäulen mit meist mindestens zwei Ladepunkten gemeldet - die tatsächliche Zahl öffentlich zugänglicher Ladesäulen soll aber höher liegen.
Dennoch bleiben die Subventionen in China vergleichsweise hoch. Und bisher sind von Peking auch keine weiteren Beschränkungen geplant. Zuletzt wurde eine Steuerbefreiung beim Kauf von Elektroautos um drei Jahre verlängert. Auch werden Behörden weiter angehalten, in großem Umfang E-Autos zu kaufen. Allerdings zeigt die jüngste Entwicklung auch: Der chinesische Markt für Elektroautos ist trotz geringerer Subventionen nicht eingebrochen, sondern scheint mittlerweile eine eigene, selbsterhaltende Dynamik entwickelt zu haben.
Quelle: ntv.de