Wirtschaft

Chinesischer Baugigant in Not Country Garden droht Zahlungsausfall

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Ein Immobilienkomplex von Country Garden in Malaysia mit dem klingenden Namen "Forest City".

Ein Immobilienkomplex von Country Garden in Malaysia mit dem klingenden Namen "Forest City".

(Foto: REUTERS)

Nach Evergrande, dem größten Immobilienkonzern Chinas, gerät ein zweiter Wohnungsbaugigant in Existenznöte. Country Garden weist für 2023 Milliardenverluste aus und muss um die Zahlungsfähigkeit fürchten. Ausländische Geldgeber sind alarmiert.

Nach einem Milliarden-Verlust warnt der strauchelnde chinesische Immobilienkonzern Country Garden vor einem Zahlungsausfall bei einigen Anleihen. "Sollte sich die finanzielle Leistung der Gruppe in Zukunft weiter verschlechtern, könnte die Gruppe nicht in der Lage sein, die finanziellen Auflagen dieser Kredite zu erfüllen", teilte der Konzern in Hongkong mit. Dies könne zu einem Ausfall dieser Anleihen führen. Auch bestehe die Gefahr, dass einige andere Bonds des Unternehmens davon betroffen sein könnten. Country Garden wolle nun über Maßnahmen nachdenken, um die verbleibenden Auslandsschulden, die bis Ende Juni nächsten Jahres fällig werden, zu bedienen. "Das Unternehmen bedauert zutiefst die unbefriedigende Leistung", teilte das Management mit.

Der Verlust von Country Garden belief sich im ersten Halbjahr auf 48,9 Milliarden Yuan (umgerechnet rund 6,1 Milliarden Euro). Das Minus fiel damit nicht ganz so hoch aus wie befürchtet - war aber immer noch mehr als siebenmal so viel wie die 6,7 Milliarden Yuan im zweiten Halbjahr 2022. Im Vorfeld hatte Country Garden vor einem Fehlbetrag von bis zu 55 Milliarden Yuan gewarnt.

Gläubiger bereiten sich auf Umschuldung vor

Unterdessen bereiten sich offenbar ausländische Gläubiger von Country Garden auf eine mögliche Umschuldung des Immobilienriesen vor. Sie hätten sich bei ihm juristischen Rat eingeholt, sagte Anwalt John Han von der Kanzlei Kobre & Kim der Nachrichtenagentur Reuters. Zu den diskutierten Optionen gehöre die Bildung einer Interessengemeinschaft, um gegenüber dem Konzern eine bessere Verhandlungsposition zu haben.

Country Garden ist der bislang größte private Immobilien-Entwickler der Volksrepublik und hat sich auf Objekte in kleineren Städten spezialisiert. Das Unternehmen sitzt auf einem umgerechnet 178 Milliarden Euro hohen Schuldenberg. Drei Viertel dieser Summe kommen Han zufolge von ausländischen Geldgebern. Für den Schuldendienst gibt es nach Aussagen von Country Garden derzeit kaum freie Mittel, weil ein Großteil der Gelder auf Treuhandkonten liege, um Baufirmen für die Fertigstellung von Immobilien zu bezahlen. Den Experten der Investmentbank Nomura zufolge hat Country Garden derzeit fast eine Million Wohnungen im Bau. Die Kosten für deren Fertigstellung bezifferten ihre Kollegen von der US-Bank JPMorgan auf fast 40 Milliarden Euro.

Unabhängig davon kündigte Country Garden eine Kapitalerhöhung an. Die Immobilienfirma will neue Anteilsscheine im Volumen von umgerechnet knapp 32 Millionen Euro an einen ihrer Gläubiger, Kingboard, ausgeben. Dadurch reduzierten sich die Schulden bei der Investment-Tochter des Laminat-Anbieters, Ever Credit, auf rund 187 Millionen Euro.

Chinesische Behörden greifen ein

Als Reaktion auf die prekäre Finanzlage hatte Country Garden vor einigen Wochen den Handel mit einem Teil seiner chinesischen Anleihen gestoppt. Einem Medienbericht zufolge plant die Firma eine Umschuldung. Außerdem verhandelt Country Garden mit den Haltern eines umgerechnet etwa 492 Millionen Euro schweren, am Samstag fälligen inländischen Bonds über eine Verlängerung der Rückzahlungsfrist. Die Entscheidung hierüber muss bis Donnerstag fallen. Anfang August hatte Country Garden bereits die Zinszahlungen für zwei inländische Dollar-Bonds verpasst. Die Nachfrist hierfür läuft bis zum 5. September.

Die gesamte chinesische Immobilienbranche steckt in Schwierigkeiten, da die Immobilienpreise wegen der schwächelnden Konjunktur fallen und frische Kredite gleichzeitig teurer werden. Prominentestes Beispiel hierfür ist China Evergrande, die mit umgerechnet 303 Milliarden Euro weltweit am höchsten verschuldete Immobilienfirma. Der Sektor steht für ein Viertel der Wirtschaftsleistung der Volksrepublik.

Um eine Verschärfung der Krise zu verhindern, springt der Staat in die Bresche. So lockerte die Millionenstadt Guangzhou die Regeln zur Vergabe von Vorzugsdarlehen an Immobilienkäufer. Peking, Shanghai und Shenzhen könnten diesem Beispiel folgen, ebenso wie ein Dutzend kleinerer Großstädte. Insidern zufolge sollen staatliche Banken darüber hinaus die Zinsen für bestehende Hypotheken senken.

Quelle: ntv.de, mau/rts

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