Wirtschaft

Angst vor Deindustrialisierung DIW-Chef Fratzscher bezichtigt Industrie der Panikmache

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DIW-Präsident Fratzscher hält Strom- und Gaspreisbremse für "kolossale Fehler".

(Foto: picture alliance/dpa)

Die deutsche Industrie warnt: Die hohen Energiepreise führen zur Deindustrialisierung. Für DIW-Chef Fratzscher ist das reine Panikmache, die der Politik das Geld aus den Rippen leiern soll. Dabei würden die Energiepreisbremsen viel stärker den Unternehmen zugutekommen.

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hat der Industrie Panikmache mit ihren Warnungen vor einer Deindustrialisierung wegen der hohen Energiepreise vorgeworfen. "Es ist letztlich ein Schreckgespenst, das aufgebaut wird, um der Politik Geld aus den Rippen zu leiern", sagte Fratzscher der "Augsburger Allgemeinen". Er kritisierte auch die Strom- und die Gaspreisbremse als zu sehr auf Unternehmen ausgerichtet.

"Ich halte die beiden Preisbremsen für kolossale Fehler", sagte Fratzscher. "Diese Hilfsgelder kommen viel stärker den Unternehmen zugute, zu wenig den privaten Haushalten." Besser wäre es gewesen, Unternehmen gezielt mit zu beantragenden Energiezuschüssen wie bei den Corona-Hilfen unter die Arme zu greifen und bedürftigen Privathaushalten direkt Geld zu überweisen, sagte er.

Für Privathaushalte und kleinere und mittlere Betriebe greifen ab kommendem März und rückwirkend bereits ab Januar die beschlossenen Obergrenzen der Preise für Gas und Strom. Die Preise sind dann für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs gedeckelt. Die Differenz zum Marktpreis zahlt der Staat.

Für Industrie und Großkunden gilt ab Januar zudem eine gesonderte, ähnliche Regelung. Insgesamt hat die Bundesregierung 99 Milliarden Euro an Haushaltsmitteln dafür bereitgestellt. Geschätzte 49 Milliarden davon sollen an Unternehmen gehen - diese Summe hat das Bundeswirtschaftsministerium als staatliche Beihilfe für Betriebe bei der EU-Kommission zur Genehmigung eingereicht. Der tatsächliche Bedarf und die Verteilung hängt am Ende stark vom Verbrauch und der Preisentwicklung ab.

Quelle: ntv.de, jki/AFP

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