Wirtschaft

Im Sog der Wall Street Dax stürzt ab

Der Dow-Jones-Index an der Wall Street legt den größten Punkteverlust in seiner Geschichte hin und die Börsen in Asien zeigen sich ebenfalls tiefrot. Auch am deutschen Aktienmarkt geht es bergab – und zwar deutlich.

Nach dem Kurssturz an der Wall Street steht auch deutschen Anlegern ein schwarzer Börsentag bevor. Der deutsche Leitindex Dax fällt zum Handelsstart um mehr als 3,6 Prozent auf 12.235 Punkte. Das ist der größte Kurssturz seit eineinhalb Jahren.  Am Montag hatte der Dax bereits 0,8 Prozent verloren.

Bei einem Einbruch des Dax unter 12.000 Punkte könnte "der Mini-Crash in einen großen Crash münden", so Analyst Martin Utschneider vom Bankhaus Donner & Reuschel. Wichtige technische Unterstützungen habe der Leitindex bereits vor dem Wochenende unterschritten. Heute müsse sich nun zeigen, ob "die irrationalen Übertreibungen zu Ende sind", meint Utschneider. Die übergeordnete Aufwärtsbewegung des Dax seit 2009 sei noch intakt, sie habe schon so manchen Sturm überstanden. Die Europäische Zentralbank werde weiter eine lockere Geldpolitik verfolgen, insofern gebe es in der Eurozone "nichts Neues". Die Chancen, dass aus dem kleinen kein großer Crash wird, seien also recht gut.

"Es stellt sich nun die Frage, ob dies nur ein temporärer Stimmungswandel ist oder der Start einer größeren Korrektur", so Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Analyst Dirk Gojny von der Essener National-Bank wertete die aktuellen Kursverluste als Gewinnmitnahmen, deren Deutlichkeit Anleger allerdings auf dem falschen Fuß erwischt habe. "Man hatte sich daran gewöhnt, dass sich Ausschläge in Grenzen halten."

In den USA war der Dow Jones zuvor um 4,6 Prozent abgestürzt. Um drei Uhr nachmittags Ortszeit hatte Ausnahmezustand an der Wall Street geherrscht: Der US-Leitindex büßte innerhalb von 15 Minuten mehr als 800 Punkte ein. In der Spitze verlor er fast 1600 Punkte – so viel wie nie zuvor an einem Tag. Am Ende schloss der Index rund 1100 Punkte im Minus. Der breiter gefasste S&P gab um 4,1 Prozent auf 2649 Stellen nach.

In Tokio sackte der Nikkei um 4,7 Prozent auf 21.610 Zähler ab und verzeichnete damit den höchsten Tagesverlust seit 2016. Zwischenzeitlich hatte der Nikkei sogar 7,1 Prozent verloren. Der breit gefasste Topix büßte 4,4 Prozent auf 1743,41 Punkte ein. Auch in Shanghai, Hongkong, Seoul und Sydney ging es abwärts.

"Das, was seit gestern Abend passiert, darf als Crash bezeichnet werden", sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Viele Anleger sind in Panik verfallen. Alle wollen durch die gleiche Tür."

Steigende Zinsen

Als wichtigster Grund für den Kurssturz wird eine erwartete Zinswende angeführt. An den Aktienmärkten gehe die Angst um, dass die Zeiten des billigen Geldes bald vorbei seien, heißt es. Viele Börsianer rechnen damit, dass vor allem in den USA die Zinsen schneller steigen als erwartet.

Konkreter Auslöser für den Stimmungswandel an den Börsen sind die steigenden Zinsen an den Anleihemärkten. Sie befinden sich zwar bereits seit geraumer im Aufwärtstrend, dieser beschleunigte sich aber zuletzt kräftig. Beides schürt Spekulationen vor einer anziehenden Inflation, die den Weg für schnellere Zinserhöhungen in den USA frei machen würde. Damit würde den Börsen der Treibstoff in Gestalt billigen Geldes entzogen, der sie in den vergangen Monaten und Jahren auf immer neue Hochs geführt hatte.

Ein Faktor bei den plötzlichen und massiven Verlusten ist auch, dass viele Börsen zuletzt auf Rekord- oder Mehrjahreshochs standen. Eine von vielen Marktakteuren als gesund bezeichnete Gegenbewegung war damit nur eine Frage der Zeit. In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder einzelne Handelstage mit stärkeren Verlusten gegeben - vor allem bei Technologieaktien -, die mit zu hoch gestiegenen Bewertungen begründet wurden.

Aus fundamentaler Sicht sei die Stimmungseintrübung nicht gerechtfertigt, heißt es. Die Konjunktur sei weltweit robust, und die Unternehmensgewinne stiegen. Einige Akteure sehen daher in den Kursrücksetzern schon wieder Kaufgelegenheiten.

Doch taugt diese "Zinsangst" allein als Erklärung für den Absturz? "Natürlich werden bei diesem Kollaps wieder viele Fragen zum automatisierten Handel aufgeworfen", sagt Craig Erlam vom Online-Broker Oanda. Ein Großteil der Finanzmärkte ist inzwischen durch Computer-Programme gesteuert und quasi auf Autopilot. Werden bestimmte Kursmarken durchbrochen, werfen die "Algo-Trader" weitere Papiere auf den Markt und verstärken so den Kursverfall.

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/DJ

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