
Bitcoins entstehen durch komplizierte Rechenprozesse.
(Foto: REUTERS)
Der Bitcoin-Kurs kennt derzeit nur eine Richtung: nach oben. Das Krypto-Projekt überlebt krasse Abstürze und spektakuläre Skandale. Was ist da los?
Das Comeback ist beeindruckend: Nachdem Bitcoin im November 2022 auf unter 17.000 Dollar abgestürzt war, startete das Krypto-Projekt eine Rally und raste auf einen bis dahin nicht erreichten Kurs von mehr als 69.000 Dollar. Bitcoin schüttelte damit nicht nur den Zusammenbruch der Kryptobörse FTX und die Verurteilung ihres Gründers Sam Bankman-Frieds wegen Finanzbetrugs und Geldwäsche ab. Bevor der Bitcoin durchstartete, hatte sich Changpeng Zhao, eine weitere Krypto-Ikone und Gründer der weltweit größten Krypto-Börse Binance, vor einem US-Gericht der Geldwäsche schuldig bekannt.
Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil Bitcoin damit den Ruf eindrucksvoll untermauerte, ein geeigneter Weg zu sein, um betrogen zu werden. Seit 2010 gibt es Bitcoin. Erst fristete er ein Nischen-Dasein und wurde dann gerne von Kriminellen genutzt - etwa um Geld zu waschen oder als Währung bei Lösegeldforderungen. Viele Kryptomünzen werden nur deshalb geschaffen, damit sich ihre Schöpfer mit dem Geld derjenigen, die tatsächlich solche Abzocker-Produkte gekauft haben, aus dem Staub machen.
Doch trotzdem ist Bitcoin im Mainstream angekommen, obwohl das gerne als „Währung“ bezeichnete Projekt keinen größeren sinnvollen legalen Nutzen hat. Mit Bitcoin wird nur extrem selten bezahlt, der einzige Reiz bestand und besteht darin, sich an Kurssteigerungen zu erfreuen. In seiner jungen Geschichte ist Bitcoin zwar häufig spektakulär abgestürzt. Doch im Gegensatz zu anderen Finanz-Hypes - wie etwa dem Tulpenwahn in den Niederlanden - gelang ihm immer wieder eine ebenso spektakuläre Wiederauferstehung.
Seit Jahresbeginn ist der Bitcoin-Kurs um mehr als 50 Prozent nach oben geschossen. Der wesentliche Auslöser ist, dass in den USA börsennotierte Bitcoin-Fonds zugelassen worden sind. Diese sogenannten ETFs ermöglichen es Anlegern, unkompliziert Geld in Bitcoin zu investieren. Dem Wirtschaftsmagazin "Economist" zufolge stecken in den zehn größten dieser Bitcoin-ETFs mittlerweile rund 50 Milliarden Dollar. Bitcoin ist dabei, sich als ernstzunehmender Vermögenswert zu etablieren.
Auf dem Weg ins Establishment
Dazu hat nicht nur die von US-Behörden überwachte Zulassung der ETFs, sondern auch der Kollaps der FTX-Börse und der Sturz ehemals gefeierter Krypto-Könige beigetragen. Je regulierter und seriöser Bitcoin wird, je größer ist das Vertrauen. Bitcoin ähnelt als Anlageform zunehmend dem Gold. Das Angebot des Edelmetalls ist auch beschränkt, es wirft wie Bitcoin keine Zinsen ab und wird von Anlegern als Beimischung dem Portfolio hinzugefügt. Auch Gold hat jüngst ein Rekordhoch erreicht.
Die Kursentwicklung des Bitcoins sieht aus wie eine Bergkette mit Gipfeln und Tälern. Diese Schwankungen entsprechen häufig nicht exakt denen, die zeitgleich beispielsweise am Aktien- oder Anleihenmarkt stattfinden. Ein Vermögenswert, der sich nicht parallel zu anderen Anlage-Formen entwickelt, kann zur Diversifizierung eines Portfolios beitragen.
Wie es beim Bitcoin weitergeht, lässt sich nicht voraussagen. Derzeit sieht es so aus, als könnte der Bitcoin eine normale Anlageklasse werden. Bis er in den meisten Portfolios angekommen ist, dürfte es noch eine Zeitlang dauern. Viele Kleinanleger lassen noch die Finger vom Bitcoin, für den Kursanstieg sind bisher vor allem institutionelle Investoren verantwortlich, die in den Markt eingestiegen sind. Wenn Bitcoin den Marsch durch die Institutionen gelingt, wäre die Verwandlung vom Anti-Establishment zum Mainstream abgeschlossen. Die Kursentwicklung könnte dann so werden wie beim Gold: mehr Langeweile, weniger Drama.
Quelle: ntv.de