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SAP und Hasso Plattner Der Chef, der nicht gehen kann

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Nach eigenen Angaben wird Hasso Plattner von Mitarbeitern zum Bleiben gedrängt. Aktionärsschützer sehen seine überlange Amtszeit als Aufsichtsratschef dagegen schon seit einigen Jahren kritisch.

Nach eigenen Angaben wird Hasso Plattner von Mitarbeitern zum Bleiben gedrängt. Aktionärsschützer sehen seine überlange Amtszeit als Aufsichtsratschef dagegen schon seit einigen Jahren kritisch.

(Foto: picture alliance/dpa)

Er wollte schon vor fünf Jahren gehen, sagt der 80-jährige SAP-Gründer und Aufsichtsratschef Plattner. Aber man habe ihn nicht gelassen. Auch vor zwei Jahren nicht. Der jüngste Versuch, einen Nachfolger zu finden, verläuft ebenfalls alles andere als reibungslos.

Die Erfolgsgeschichte von SAP liegt unter anderem darin, dass der Konzern sich immer wieder neu erfindet. Jüngstes Beispiel: Gerade hat das Softwareunternehmen zur Begeisterung seiner Aktionäre den Abbau tausender bestehender Stellen angekündigt, um stattdessen mehr in den Hoffnungsträger künstliche Intelligenz zu investieren. Mit einem anderen Umbruch tut sich der Konzern allerdings schwer: Seit Jahren beschäftigt sich SAP mit dem zwischenzeitlich schon angekündigten und wieder aufgeschobenen Abschied vom langjährigen Chef, Aufsichtsratsvorsitzenden und letzten noch im Unternehmen aktiven Gründer: Hasso Plattner.

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Zweimal - vor fünf Jahren und vor zwei Jahren - habe er schon versucht zu gehen, sagte Plattner anlässlich seines 80. Geburtstags vor zwei Wochen der "NZZ". Beide Male hätten "Arbeitnehmervertreter und Mitarbeiter" ihn jedoch gebeten weiterzumachen. Weil bei SAP für den Aufsichtsrat eine "Regelaltersgrenze" von 75 Jahren und eine "Regelzugehörigkeitsdauer" von höchstens 12 Jahren gilt, sehen viele Aktionärsvertreter die überlange Amtszeit Plattners kritisch. Seit Jahren fordern sie eine Nachfolgeplanung für Plattner, die ihnen schließlich im vergangenen Jahr präsentiert wurde.

Doch der Versuch, sein Amt bei der diesjährigen Hauptversammlung im Mai zu übergeben, läuft offensichtlich alles andere als reibungslos. Dabei hatte Plattner seine Nachfolge diesmal gründlich vorbereitet. Vor einem Jahr präsentierte er den scheinbar perfekten Kandidaten. "Es ist schwierig, einen Kandidaten mit so einer Reputation und so einer Kenntnis des Marktes zu finden"; schwärmte Plattner vom US-Manager Punit Renjen, dem langjährigen Chef des Beratungskonzerns Deloitte. "Einen besseren hätte ich nicht gewusst", so Plattner damals im Interview mit dem "Handelsblatt". Renjen wurde anschließend zunächst als einfaches Mitglied in den SAP-Aufsichtsrat gewählt, um die Staffelübergabe für Mai 2023 vorzubereiten.

Dass SAP nun überraschend bekannt gab, man habe sich "einvernehmlich" getrennt, Monate bevor Plattners Wunschnachfolger seinen Posten überhaupt antreten sollte, wirft erneut ein Schlaglicht auf das Problem mit dem Generationswechsel. Stattdessen schlägt der Aufsichtsrat nun den ehemaligen Nokia-Chef Pekka Ala-Petilä als Vorsitzenden für das Gremium vor.

Macht Plattner als Berater weiter?

Als Grund für den abrupten Kandidatentausch nannte SAP unterschiedliche Vorstellungen über die künftige Rolle des Aufsichtsratsvorsitzenden. Dem Amerikaner Renjen sei demnach nicht klar gewesen, dass diese nach deutschem Recht eben weitgehend im Aufsehen besteht und keine aktive Beteiligung am Tagesgeschäft vorsieht. Berichten zufolge ist das aber höchstens die halbe Wahrheit. Renjen mit seiner jahrzehntelangen, internationalen Erfahrung als Unternehmensberater wird genau gewusst haben, was ein deutscher Aufsichtsrat macht und was nicht.

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Zum anderen ist Plattner selbst viel mehr als nur ein Aufseher. Er prägt bis heute etwa wichtige Personalentscheidungen und die Produktstrategie von SAP. Dazu bekleidet Plattner die Rolle eines "Software-Chefberaters". Er gilt nach wie vor als eine aktive, treibende Kraft im Unternehmen. Auch Renjen wollte wohl eine solche aktive Rolle übernehmen, fand sich aber in einem Machtkampf mit Vorstandschef Christian Klein wieder, den der Aufsichtsrat unter Führung Plattners zugunsten Kleins entschied.

Klarheit über die zukünftige Führung bei SAP ist damit immer noch nicht geschaffen. Plattners nun designierter Nachfolger Ala-Petilä ist dem Unternehmen seit Langem verbunden. Er war von 2002 bis 2021 bereits Mitglied des Aufsichtsrats. Er soll zunächst nur für zwei Jahre wieder in das Gremium gewählt werden und dann den Vorsitz übernehmen. Plattner selbst hat sich eine Hintertür offengelassen, auch mit 80 Jahren noch nicht so ganz zu gehen: Er lasse prüfen, ob und in welcher Form er auch nach seinem Abschied als Aufsichtsratschef als Berater aktiv bleiben könne, sagte er der "NZZ".

Quelle: ntv.de

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