Wirtschaft

Teures Jahr für Leerverkäufer Deutsche Aktie brockt Shortsellern Milliardenverlust ein

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Neue Siemens Energy-Windräder in einem alten Windpark. Der steile Kursanstieg bei dem Konzern nach langer Krise überraschte die Leerverkäufer offenbar.

Neue Siemens Energy-Windräder in einem alten Windpark. Der steile Kursanstieg bei dem Konzern nach langer Krise überraschte die Leerverkäufer offenbar.

(Foto: picture alliance / Jochen Tack)

Leerverkäufer verdienen Geld, wenn Aktienkurse fallen. 2024 ging es allerdings an den Börsen für die meisten Kurse nach oben. Eine deutsche Aktie kostete die Shortseller besonders viel Geld.

2024 war ein hervorragendes Börsenjahr - außer für diejenigen, die auf fallende Kurse gewettet haben. Nicht nur der DAX stieg im vergangenen Jahr mehr als 20 Prozent. Insbesondere die amerikanischen Börsen legten stark zu. Der S&P 500-Index stieg um 23 Prozent, der Index der Technologiebörse NASDAQ sogar um fast 30 Prozent. Das sind schwere Zeiten für Shortseller, also Investoren, die mit Leerverkäufen auf sinkende Aktienkurse setzen.

Leerverkäufer verkaufen Aktien, die sie vorher ausgeliehen haben. Sie spekulieren darauf, diese später zu einem niedrigeren Preis zu kaufen, bevor sie sie zurückgeben müssen. Geht die Wette auf, streichen die Leerverkäufer den Preisunterschied als Gewinn ein. Allerdings gingen diese Wetten angesichts der steigenden Kurse im vergangenen Jahr häufig schief.

Laut Zahlen der Finanzdaten- und Analysefirma S3 war die Bilanz der Shortseller in den USA 2024 insgesamt negativ. Zwar gab es auch einige profitable Short-Wetten. Unterm Strich verloren sie jedoch gut 180 Milliarden Dollar, was einem Verlust von rund 15 Prozent in Bezug auf die leer verkauften Aktien im Wert von 1,2 Billionen Dollar entspricht.

Auf dem im Vergleich zu den USA deutlich kleineren Aktienmarkt in Europa war die Lage aus Sicht der Shortseller 2024 günstiger. Deutlich mehr solche Wetten gingen auf. Die Leerverkäufer konnten laut S3 unterm Strich einen Gewinn von gut 8 Milliarden Dollar einstreichen. Das entspricht aber nur einem Plus von 4,8 Prozent auf den Wert der eingesetzten Aktien von rund 175 Millionen Dollar - viel weniger als ein Anleger erzielte, der etwa mit einem Index-Fonds auf den DAX auf steigende Kurse gesetzt hatte oder "long gegangen" war.

Milliardengewinn mit Intel-Kursrutsch

Die mit Abstand größten Verluste in Europa erlitten die Shortseller den Daten zufolge durch Wetten gegen ein deutsches Unternehmen: Siemens Energy. Aktien im Wert von mehr als 800 Millionen Dollar wurden im vergangenen Jahr leer verkauft. Allerdings fiel der Kurs der Papiere nicht etwa, sondern schoss regelrecht in die Höhe, im Jahresverlauf um mehr als 300 Prozent. Die Verluste durch Leerverkäufe auf Siemens Energy summierten sich laut S3 auf über eine Milliarde Dollar oder 135 Prozent. Auch Wetten gegen SAP, Rheinmetall und die Deutsche Telekom erbrachten Verluste von jeweils mehr als 100 Millionen Dollar.

Diese Summen erscheinen allerdings klein im Vergleich zu den Verlusten, die Shortseller in den USA einstecken mussten. Allein durch den Kursanstieg beim Chiphersteller Nvidia, dem inzwischen zweitwertvollsten Unternehmen der Welt, verloren die Leerverkäufer etwa 24 Milliarden Dollar. Mit Tesla-Aktien lagen die Shortseller 13 Milliarden Dollar und mit Apple knapp 8 Milliarden Dollar im Minus.

Profitable Shortwetten gab es auch, aber in deutlich kleinerem Umfang. Der Absturz von Intel etwa brachte den Leerverkäufern einen Gewinn von 2,3 Milliarden Dollar ein. Der Kursrutsch beim Impfstoffhersteller und einstigen Gewinner der Corona-Krise Moderna sorgte für Gewinne von rund 1,6 Milliarden Dollar. In Europa konnten Leerverkäufer Gewinne etwa beim französischen Mischkonzern Vivendi verbuchen oder bei den deutschen Konzernen SMA Solar, Verbio und Aixtron.

Aus den Daten von S3 geht nicht hervor, in welchem Umfang die Leerverkäufer ihre Verluste realisieren mussten oder mit Gewinnen aus "Long"-Wetten auf steigende Kurse verrechnen konnten. Leerverkäufe haben verschiedene Funktionen. Zum einen dienen sie der Spekulation, wenn ein Investor sich sicher ist, dass der Kurs einer bestimmten Aktie fallen wird. Zum anderen werden Leerverkäufe häufig als Absicherung für "Long"-Wetten genutzt. Das heißt, dass die verlustreichen "Shorts" Teil einer insgesamt profitablen Investition sein können.

Quelle: ntv.de

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