Wirtschaft

Angst vor der Rezession Deutsche Unternehmen drosseln Produktion

Die deutsche Wirtschaft leidet unter anderem unter dem Ukraine-Krieg und den dadurch erhöhten Energiekosten.

Die deutsche Wirtschaft leidet unter anderem unter dem Ukraine-Krieg und den dadurch erhöhten Energiekosten.

(Foto: picture alliance/dpa)

Hohe Energiepreise und Materialengpässe: Deutsche Unternehmen stehen derzeit vor großen Herausforderungen. Etliche von ihnen drosseln nun ihre Produktion. Auch die Aussichten für den Rest des Jahres sind trübe. Experten befürchten eine Rezession.

Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion im Juli angesichts von Materialengpässen und hoher Energiepreise gedrosselt. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 0,3 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem etwas kräftigeren Rückgang von 0,5 Prozent gerechnet, nach einem Wachstum von revidiert 0,8 Prozent (bislang: +0,4 Prozent) im Juni.

"Die Industrie ist schwach ins dritte Quartal gestartet", kommentierte das Bundeswirtschaftsministerium die Daten. "Die gedrosselten Gaslieferungen aus Russland und die hohe Unsicherheit durch den Krieg trüben die Aussichten für den Rest des Jahres weiter ein."

Den Statistikern zufolge ist die Produktion nach wie vor durch die hohe Knappheit an Vorprodukten beeinträchtigt. "Gestörte Lieferketten infolge des Kriegs in der Ukraine und anhaltende Verwerfungen durch die Corona-Krise führen nach wie vor zu Problemen beim Abarbeiten der Aufträge", hieß es.

Vermehrte Klagen über fehlende Materialien

Einer Umfrage des IFO-Instituts zufolge nahmen die Klagen in der Industrie über fehlende Vorprodukte und Materialien zuletzt aber ab: Im August berichteten 62 Prozent der Firmen über Engpässe, im Juli waren es noch mehr als 73 Prozent.

Die Industrie allein verringerte ihren Ausstoß im Juli um 1,0 Prozent. Das geht vor allem auf die Fahrzeugindustrie zurück, die ein Minus von 4,6 Prozent meldete. Die Maschinenbauer drosselten ihre Produktion um 1,5 Prozent, ebenso energieintensive Wirtschaftszweige wie die Chemieindustrie (-2,2 Prozent) oder der Bereich Papier und Pappe (-4,3 Prozent). Auch die Nahrungs- und Futtermittel-Produzenten fuhren die Erzeugung mit minus 4,2 Prozent stark zurück.

Mehr zum Thema

Im Baugewerbe wurde die Produktion dagegen um 1,4 Prozent gesteigert, während die Energieerzeugung um 2,8 Prozent wuchs. Ökonomen zufolge droht die deutsche Wirtschaft im Herbst in eine Rezession abzurutschen. "Die Produktionsdaten untermauern jedenfalls unsere Befürchtung, dass die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal schrumpfen wird", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. Dies wäre dann der Auftakt für eine kräftige konjunkturelle Wintergrippe, mit keinem Garanten für eine rasche Genesung."

"Eine Rezession in Deutschland wird in der Folge nicht mehr abzuwenden sein", sagt auch Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing bei einem "Handelsblatt"-Kongress. Doch die Wirtschaft besitze genug Widerstandskraft, um die Rezession zu bewältigen. "Wir müssen alles tun, damit unsere Autos, Heizungen und Fabriken nicht nur dann laufen, wenn uns ein Autokrat im Kreml gewogen bleibt", sagte Sewing.

Quelle: ntv.de, ghö/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen