Wirtschaft

Hoffnung auf Milliarden-Auftrag Deutschland und Indien nähern sich U-Boot-Deal

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Verteidigungsminister Pistorius ist derzeit in Indien unterwegs.

Verteidigungsminister Pistorius ist derzeit in Indien unterwegs.

(Foto: AP)

Bislang ist Indien bei Waffenlieferungen von Russland abhängig. Doch das will die Regierung des südasiatischen Landes ändern. Bundesverteidigungsminister Pistorius will in Indien nun einen Großauftrag für Thyssenkrupp sichern.

Deutschland und Indien stehen kurz vor dem Abschluss eines Abkommens über den Bau von Diesel-U-Booten in dem südasiatischen Land. Das berichtet die Finanznachrichtenagentur "Bloomberg" und beruft sich dabei auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Demnach schließen sich die Marine-Sparte von Thyssenkrupp und die indische auf Kriegsschiffe spezialisierte Werft Mazagon zusammen, um gemeinsam einen Großauftrag an Land zu ziehen. Dabei handelt es sich um den Bau von sechs U-Booten für die indische Marine im Volumen von geschätzt 5,2 Milliarden Dollar.

Hauptlieferant von Rüstungsgütern nach Indien war bisher Russland. Doch angesichts der Invasion in der Ukraine sucht Indiens Regierung nach Alternativen. Derzeit verfügt Indien über ein nukleares und 16 konventionelle U-Boote. Der Großauftrag könnte allerdings durchaus an Frankreich gehen. Die Naval Group SA, an der die Regierung in Paris der Hauptaktionär ist, ist noch im Rennen.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius will das Land künftig als strategischen Partner nach dem Vorbild Australiens und Japans behandeln und damit Rüstungskooperationen deutlich erleichtern. "Indien ist ein wichtiger, um nicht zu sagen der wichtigste strategische Partner für Europa und auch für Deutschland. Und demzufolge müssen wir ihn auch so behandeln", sagte der SPD-Politiker, in Neu-Delhi nach Gesprächen mit seinem indischen Amtskollegen Rajnath Singh. Auch werde es im kommenden Jahr eine gemeinsame Übung mit der Deutschen Marine geben.

Für Japan und Australien gelten bei Rüstungsgeschäften vereinfachte Regeln, da sie nicht zur Gruppe sogenannter Drittstaaten gehören, sondern Nato-Partnern gleichgestellt sind. Sie können bei deutschen Rüstungsunternehmen ohne aufwendiges Genehmigungsverfahren kaufen, die Bundesregierung kann aber weiter Einspruch erheben.

"Könnte ein Leuchtturmprojekt werden"

Pistorius formulierte seinen Vorschlag nicht konkret aus, eine andere Behandlung Indiens sei aber ein "relativ logischer nächster Schritt". Diese Diskussion müsse geführt werden. Wenn Deutschland seine strategische Partnerschaft ernst nehme, "braucht es auch eine verlässliche Kooperation im Bereich Rüstung und militärischer Zusammenarbeit mit den strategisch zuverlässigen Partnern - und dazu zählt Indien", sagte Pistorius. Er machte deutlich, dass Verhandlungen für ein milliardenschweres Rüstungsgeschäft, bei dem es um die Lieferung von sechs U-Booten des deutschen Herstellers TKMS an Indien geht, vorankommen. Er sagte: "Es könnte ein Leuchtturmprojekt werden."

Pistorius sagte, er habe mit seinem Amtskollegen auch über den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine gesprochen, der Auswirkungen bis nach Indien und in jeden Winkel der Welt habe. "Und Indien versucht sehr nachhaltig, die Abhängigkeit von Russland bei Rüstungsgütern, aktuell noch bei 60 Prozent, deutlich und schnell zu reduzieren", so der Verteidigungsminister. Dabei komme dem wichtigen Handelspartner Deutschland eine besondere Bedeutung zu.

Die USA haben Indien bereits zu einem zentralen Partner aufgewertet. So gehört das Land zu dem sicherheits- und militärpolitisch ausgerichteten Quad-Bündnis (Quadrilateral Security Dialogue) zusammen mit den USA, Australien und Japan - alles demokratischen Staaten, die sich nach eigenen Angaben für einen freien und offenen Indopazifik einsetzen. Zwischen den Zeilen geht es damit um das zunehmende Machtstreben Chinas. Die Vierer-Gruppe entstand nach dem durch ein Erdbeben im Indischen Ozean ausgelösten Tsunami 2004. Am Sonntag und Montag war US-Verteidigungsminister Lloyd Austin in Neu-Delhi.

Das bevölkerungsreichste Land Indien hat mit seinen rund 1,4 Milliarden Einwohnern eine der größten Armeen der Welt. Für Indien ist das Militär wichtig, unter anderem wegen sehr angespannten Beziehungen mit den Nachbarländern China und Pakistan, mit denen Indien schon Kriege geführt hat. Alle drei Länder haben Nuklearkapazität.

Quelle: ntv.de, jga/dpa

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