Wirtschaft

Licht am Ende des Tunnels Die Inflation wird weniger schmerzhaft

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Die Preise steigen - aber weniger stark als in den vergangenen Monaten.

(Foto: IMAGO/Martin Wagner)

Die Zeiten zweistelliger Inflationsraten scheinen vorbei zu sein. Die Preise steigen zwar noch immer deutlich - aber das Tempo geht zurück.

Die heftige Inflation verliert an Kraft. Sowohl Deutschland als auch im Rest der Eurozone scheint der Gipfel überwunden. "Das Schlimmste bei der Inflation haben wir wohl überstanden", sagt der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding. "Aber so richtig durchatmen können wir noch nicht."

In Deutschland war die Inflationsrate im Dezember auf 8,6 Prozent gesunken. Das ist zwar sehr hoch - aber immerhin deutlich unter dem Septemberwert von 10,4 Prozent. Im November war die Inflationsrate erstmals seit dem Sommer wieder gefallen. Und diese Tendenz dürfte sich nach Einschätzung von Ökonomen weiter fortsetzen - auch wenn der überraschend starke Rückgang im Dezember unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass der Bund die Monatsabschläge für Gas und Wärme übernommen hat. Diese Maßnahme wirkte sich einmalig preissenkend aus.

Die Inflation dürfte nach Einschätzung von Ökonomen vor allem deshalb weiter zurückgehen, weil der Preisdruck bei der Energie nachlässt. Die Preise waren nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine nach oben geschossen und sind der wichtigste Inflationstreiber. Mittlerweile liegen sie wieder auf dem Niveau, das sie vor dem Überfall erreicht hatten. Bis das bei den Verbrauchern ankommt, dürfte allerdings noch Zeit vergehen.

Derweil geht die Europäische Zentralbank EZB mit Zinserhöhungen gegen die Inflation vor. Der Mechanismus: Wenn Kredite teurer werden, werden Konsum und Investitionen und damit die Nachfrage gebremst. Das dämpft tendenziell die Preise. Im Sommer hatte die EZB sich angesichts der nach oben schießenden Inflation von ihrer jahrelangen Nullzinspolitik verabschiedet und die Leitzinsen kräftig nach oben geschraubt. Anfang Februar steht die nächste Sitzung auf der Agenda. Es gilt als sicher, dass die Zentralbanker dann eine weitere Zinserhöhung beschließen. Denn die Marke, bei der die EZB Preisstabilität erreicht sieht, ist noch in weiter Ferne - sie liegt bei 2 Prozent.

"Einige harte Monate"

Doch trotz weiter hoher Inflation spricht viel dafür, dass sich die Lage entspannt. Ein Beispiel: In Deutschland haben so wenige Unternehmen wie seit über einem Jahr nicht mehr vor, in den kommenden Monaten ihre Preise zu erhöhen. Das geht aus dem vom IFO-Institut ermittelten Barometer hervor, wofür die Wirtschaftsforscher Tausende Firmen befragen. "Damit dürfte sich der Anstieg der Erzeuger- und Verbraucherpreise in den kommenden Monaten allmählich verlangsamen", sagt der Leiter der IFO-Konjunkturprognosen, Timo Wollmershäuser. "Allerdings werden die Inflationsraten weiterhin hoch bleiben."

Die Erzeugerpreise sind ein Indikator, um die künftige Inflation einzuschätzen. In der Statistik werden die Preise ab Fabriktor geführt - also bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Damit geben sie einen frühen Hinweis darauf, wie sich die allgemeinen Verbraucherpreise entwickeln. Im November - das sind die aktuellsten Zahlen - waren die Erzeugerpreise im Vergleich zum Oktober um knapp vier Prozent gefallen. Auch das lag vor allem daran, dass sich Energie verbilligt hatte.

Das IFO-Institut geht davon aus, dass die Inflationsrate in diesem Jahr im Schnitt bei 6,4 Prozent liegen wird, nachdem sie 2022 mit 7,9 Prozent so hoch ausgefallen war wie noch nie seit Bestehen der Bundesrepublik. 2024 werde sie auf 2,8 Prozent fallen, sagen die Wirtschaftsforscher voraus.

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel rechnet im Kampf gegen die ausufernde Inflation mit keinen schnellen Erfolgen. "Das wird noch eine Zeit dauern, bis die Inflation wieder dort ankommen wird, wo sie hingehört, nämlich bei zwei Prozent", hatte er vor dem Jahreswechsel ntv gesagt. "Das heißt, wir werden noch durch einige harte Monate gehen", fügte er hinzu.

"Zum Jahresbeginn könnten höhere Energiekosten die Inflationsrate noch einmal etwas nach oben treiben", sagt Berenberg-Ökonom Schmieding. "Spätestens ab März dürfte die Inflation dann aber kräftig zurückgehen, da ab dann der kriegsbedingte Anstieg der Energie- und Nahrungsmittelpreise aus dem Vorjahresvergleich herausfällt." Ende des Jahres könnte die Inflationsrate dann sogar unter die Marke von drei Prozent fallen.

Quelle: ntv.de, mit rts, dpa

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