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Hohe Boni kassiert Die Vergangenheit holt die DWS erneut ein

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Die DWS Group ist eine Fondstochter der Deutschen Bank.

Die DWS Group ist eine Fondstochter der Deutschen Bank.

(Foto: Arne Dedert/dpa)

Die Fondsgesellschaft DWS hat laut einem Bericht jahrelang das von ihr tatsächlich verwaltete Vermögen höher ausgewiesen, als es war. Das hat auch Auswirkungen auf die Boni der Führungskräfte.

Die Fondsgesellschaft DWS hat jahrelang das von ihr tatsächlich verwaltete Vermögen höher ausgewiesen, als es war. Grund dafür war, dass Beratungsmandate in die Assets under Management (AuM) und die Nettoflüsse eingerechnet und nicht eigens ausgewiesen wurden. Diese Praxis hat die Deutsche Bank-Tochter nun selbst beendet und ausgewiesen, dass die von ihr tatsächlich verwalteten AuM rund drei Prozent niedriger liegen. Darüber hatte zuerst die "Financial Times" (FT) berichtet.

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"Wir haben daran gearbeitet, die Transparenz bezüglich der Natur unseres verwalteten Vermögens und unserer Mittelflüsse zu erhöhen, zum Beispiel durch eine detailliertere Beschreibung der Methodik zur Bestimmung des verwalteten Vermögens und der Mittelflüsse ab dem vierten Quartal 2022, oder durch getrennten Ausweis der Advisory Assets ab dem ersten Quartal 2024, einschließlich der Historie für 2022 und 2023", teilte die DWS auf Anfrage von "Capital" mit.

Die AuM in Beratungsmandaten entsprachen den Angaben zufolge im ersten Quartal 2024 einem Anteil von rund 3,1 Prozent des gesamten verwalteten Vermögens. Beratungsmandate sind niedrigmargiges Geschäft und tragen somit weniger zu Einnahmen bei als klassische AuM in Fonds oder Verwaltungsmandaten. Bei Beratungsmandaten erhalten die Kunden unter anderem Hinweise, wie sie ihre Mittel auf verschiedene Anlageklassen verteilen könnten, während etwa bei Fonds die DWS im Namen der Kunden die Gelder investiert.

Boni direkt an Nettomittelflüsse gekoppelt

Die DWS hat laut dem "FT"-Bericht bis Ende 2022 nicht ausdrücklich offengelegt, dass ihre verwalteten Vermögenswerte auch die Beratungsmandate enthalten. Der Umfang des Beratungsvermögens sei in den vergangenen Jahren überproportional gewachsen, schreibt die Zeitung und beruft sich dabei sowohl auf die jetzt von der DWS veröffentlichten Daten wie auch auf Personen, die mit den historischen Daten vertraut seien.

Drei Personen mit direkter Kenntnis der internen Diskussionen bei der DWS hätten erklärt, dass der Vermögensverwalter seit dem Amtsantritt seines früheren CEO Asoka Wöhrmanns Ende 2018, wenige Monate nach dem Börsengang des Unternehmens, großen Wert auf die Akquisition neuer Beratungsmandate gelegt habe. Die DWS war im Frühjahr 2018 an die Börse gegangen, wobei die Deutsche Bank aktuell 79,49 Prozent der Anteile hält.

Laut der "FT" sind seit dem Börsengang die Boni für Führungskräfte und andere Mitarbeiter direkt an die Nettomittelflüsse gekoppelt. Die Vergütungspolitik der DWS habe vorgesehen, dass die Führungskräfte die Nettomittelzuflüsse als Prozentsatz des verwalteten Vermögens um drei bis fünf Prozent pro Jahr steigern sollten, als eines von vier Zielen in ihren langfristigen Anreizplänen.

Wöhrmann war vor zwei Jahren zurückgetreten

Im Jahr 2021 - dem ersten Jahr, für das Daten vorliegen - erreichte das Management der DWS laut dem Bericht 150 Prozent der angestrebten Mittelzuflüsse. Wöhrmann war vor zwei Jahren zurückgetreten, nachdem die Staatsanwaltschaft Frankfurt Büros der Gesellschaft wegen Greenwashing-Vorwürfen durchsucht hatte.

Die FT suggeriert in ihrem Bericht, dass die aufgeblähten AuM es dem Management unter Wöhrmann ermöglicht haben, seine Boni zu erhöhen. "Die Nettomittelflüsse sind - neben anderen - einer dieser Faktoren und können die variable Vergütung in beide Richtungen beeinflussen", schreibt die DWS in ihrer Stellungnahme. Allerdings hätten die Nettoflüsse keinen starken Einfluss auf die Boni.

"Die Advisory Services-Zuflüsse, und insbesondere die Berücksichtigung von Marktbewegungen bei ihrer Berechnung, hatten in keinem Jahr einen wesentlichen Effekt auf die Management-Vergütung." Offen bleibt allerdings, was "wesentlich" ist und welche Bedeutung der Bestand für die Vergütung hat.

Dieser Text ist zuerst bei Capital.de erschienen.

Quelle: ntv.de

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