Stahlsektor gefragt Dow Jones beendet turbulente Woche unter 30.000
17.06.2022, 22:25 Uhr
(Foto: IMAGO/Xinhua)
Der Dow Jones kann die immer wieder aufkommenden Rezessionsängste der Anleger nicht abschütteln. Wegen der immens hohen Inflation in den USA und der Befürchtung einer starken konjunkturellen Abkühlung kann sich der US-Leitindex nicht wirklich erholen.
Eine überaus triste Börsenwoche hat der US-Leitindex Dow Jones Industrial unter der runden Marke von 30.000 Punkten beendet. Der Dow schloss 0,13 Prozent niedriger bei 29.888,78 Zählern. Der marktbreite S&P 500 legte am letzten Handelstag der Woche um 0,22 Prozent auf 3674,84 Zähler zu. Besser hielten sich die Technologiewerte, der Nasdaq 100 erholte sich um 1,24 Prozent auf 11.265,99 Zähler.
Die Furcht vor einer Rezession hatte die Börsen in den Tagen zuvor stark belastet. Die US-Notenbank hatte die Leitzinsen im Kampf gegen die Inflation um 75 Basispunkte nach oben geschraubt. Das macht Kredite für Investitionen und Konsum teurer, was wiederum den Aufschwung der weltgrößten Volkswirtschaft bremsen könnte. "Die Märkte werden sich nicht beruhigen. Bis das Gefühl besteht, dass die Maßnahmen der Fed und anderer Zentralbanken erfolgreich sein werden, um nicht nur die Inflation einzudämmen, sondern auch zu versuchen, eine globale Rezession zu verhindern", sagte Kenny Polcari, geschäftsführender Partner beim Beratungsunternehmen Kace Capital.
Die anhaltenden Konjunktursorgen sorgten für einen kräftigen Preisrutsch beim Öl. Die Nordsee-Sorte Brent verlor bis zu 6,5 Prozent auf 112,00 Dollar je Fass, US-Leichtöl (WTI) fiel um 7,6 Prozent auf 108,63 Dollar. Industriemetalle wie Kupfer oder Zink verbilligten sich ebenfalls.
Erleichtert reagierten Bond-Anleger auf Aussagen der EZB-Chefin Christine Lagarde zur geplanten Begrenzung der Renditeabstände (Spreads) bei europäischen Staatsanleihen. Insidern zufolge erläuterte sie den Finanzministern der Euro-Zone hinter verschlossenen Türen das kürzlich angekündigte sogenannte "Antifragmentierungstool". Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe gab auf 2,3 Prozent nach. Der Spread zwischen diesen Papieren und den italienischen Pendants und diesen Papieren auf den fiel auf den niedrigsten Stand seit knapp zwei Wochen. Die US-Treasuries rentierten bei 3,231 Prozent nach zuvor 3,305 Prozent.
Anleger griffen vor allem zu Technologieaktien, die zuletzt stark verloren hatten. So standen Tesla 1,6 Prozent höher. Im Sog der niedrigeren Ölpreise ging es für Titel aus dem S&P-Energiesektor hingegen abwärts. Aktien des Öl-Konzerns Chevron verloren mehr als vier Prozent. Zu den Favoriten zählten Stahlwerte nach einem ermutigenden Ausblick von US Steel. Der Konzern stellte für das laufende Quartal einen überraschend hohen Gewinn von 3,83 bis 3,88 Dollar je Aktie in Aussicht. Die Papiere von US Steel stiegen um 1,6 Prozent, die des Konkurrenten Nucor zogen um bis zu 1,25 Prozent an.
Übernahmefantasien trieben die Aktien von Mereo BioPharma um 62 Prozent nach oben auf 1,30 Dollar. Die britische Ausgabe von "The Time" berichtete, dass der Pharmariese AstraZeneca eine Offerte für den in Großbritannien ansässigen Medikamentenentwickler erwägt. Mereo sucht nach Mitteln für seltene Krankheiten und bestimmte Krebsarten. Börsianer rechneten für Freitag insgesamt noch mit einem volatilen Handelsverlauf, bedingt durch den Verfall von Optionen an den Terminmärkten und dem langen Wochenende mit einer feiertagsbedingten Handelspause am Montag.
Quelle: ntv.de, mba/rts