Wirtschaft

England, Schweiz, Norwegen Europas Nationalbanken heben Leitzins kräftig an

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Da die Inflation hartnäckig hoch bleibt, vollziehen die Märkte weitere Zinserhöhungen.

Da die Inflation hartnäckig hoch bleibt, vollziehen die Märkte weitere Zinserhöhungen.

(Foto: dpa)

Die Europäische Zentralbank macht es vor und erhöht den Leitzins für den Euro-Raum, mehrere Staaten auf dem Kontinent ziehen nach. In einigen Ländern fällt die Erhöhung überraschend kräftig aus.

Bei der Bekämpfung der Inflation erhöhen mehrere europäische Staaten das Tempo und heben den Leitzins an, teilweise überraschend kräftig. Die Bank von England (BoE) um Chef Andrew Bailey hob den geldpolitischen Schlüsselsatz um einen halben Punkt auf 5,0 Prozent an. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einer Anhebung um einen viertel Punkt gerechnet. Es war bereits der 13. Schritt nach oben auf der Zinsleiter in Folge.

Die Notenbank versucht seit gut anderthalb Jahren, die alarmierend hohe Teuerung auf der Insel einzudämmen. Mit mäßigem Erfolg: Die Inflationsrate verharrte zuletzt überraschend bei 8,7 Prozent, der höchste Wert unter den großen westlichen Industrieländern. Notenbank-Chef Bailey warnte jüngst, dass es voraussichtlich viel länger als erwartet dauern werde, die Inflation unter Kontrolle zu bringen. Die sogenannte Kerninflationsrate - bei der die schwankenden Energie-, Lebensmittel- und Tabakpreise ausgeklammert werden - stieg im Mai sogar: Sie kletterte auf 7,1 Prozent, nachdem sie im April auf 6,8 Prozent gesunken war.

Schweiz nimmt Fuß vom Gas

Den gleichen Schritt ging die norwegische Zentralbank. Auch hier stieg der Leitzins stärker als erwartet. Die Norges Bank erhöhte ihren Leitzins um 50 Basispunkte auf 3,75 Prozent. Der neue Zinspfad der Zentralbank deutet auf eine Anhebung des Leitzinses auf 4,25 Prozent im Laufe des Herbstes hin, während die letzten Projektionen vom März eine Anhebung um jeweils 25 Basispunkte im Mai und Juni auf 3,50 Prozent vorsahen.

Die Notenbank wies darauf hin, dass die Inflation deutlich höher war als prognostiziert, während ein höheres Lohnwachstum und eine schwächere Krone die Inflation weiter nach oben treiben werden. "Wenn wir den Leitzins nicht anheben, könnten die Preise und Löhne weiterhin rasch steigen und die Inflation sich verfestigen. Es könnte dann teurer werden, die Inflation wieder zu senken", sagte Gouverneurin Ida Wolden Bache.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) dagegen hob den Leitzins ebenfalls zum fünften Mal in Folge an, nahm aber den Fuß etwas vom Gaspedal. Die Währungshüter hoben den Leitzins um weitere 0,25 Prozentpunkte auf 1,75 Prozent an. Es sei zudem nicht auszuschließen, dass zusätzliche Zinserhöhungen nötig seien, um auf mittlere Sicht die Preisstabilität zu gewährleisten. Auch wenn die Inflation in den vergangenen Monaten deutlich zurückgegangen ist auf zuletzt 2,2 Prozent im Mai, liegt sie weiterhin über der von der SNB angepeilten Bandbreite von 0 bis 2 Prozent.

"Die Lage beim Preisauftrieb in der Schweiz sei viel besser als in vielen anderen Ländern, sagte Notenbank-Chef Thomas Jordan. "Dennoch liegt die Inflation über unserem Ziel und hat auch einige negative Auswirkungen."

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte jüngst die achte Zinserhöhung in Folge vollzogen. Der an den Finanzmärkten richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt seither bei 3,50 Prozent - das höchste Niveau seit 22 Jahren.

Quelle: ntv.de, mba/rts/dpa

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