Zitterpartie um Branchenriesen Evergrande-Aktien vom Handel ausgesetzt
03.01.2022, 08:05 Uhr
Mitten in der Zitterpartie um den Branchenriesen Evergrande meldeten die Statistikbehörden Mitte Dezember einen weitreichenden Abwärtstrend auf dem Häusermarkt.
(Foto: REUTERS)
Bereits im Oktober ist der Handel mit den Papieren des angeschlagenen chinesischen Immobilienentwicklers Evergrande einmal ausgesetzt worden. Nachdem das Unternehmen eine neue Kuponzahlung verpasst, sind die Papiere momentan wieder nicht handelbar.
Der Handel mit Aktien des hoch verschuldeten Wohnungsbaukonzerns China Evergrande wird in Hongkong ausgesetzt. Dies teilte der angeschlagene Immobilienentwickler ohne Angabe von Gründen am Sonntag mit. Evergrande verpasste neue Kuponzahlungen im Wert von 255 Millionen Dollar, die letzten Dienstag fällig waren, allerdings ist bei beiden Zahlungen die 30-tägige Nachfrist noch nicht verstrichen.
Bereits im Oktober wurde der Handel mit den Papieren des größten chinesischen Baukonzerns wegen nicht bedienter Anleihezinsen unterbrochen. Am Freitag schraubte Evergrande die Rückzahlungen von Anlegern in seine Vermögensverwaltungsprodukte zurück und erklärte, dass jeder mit einer monatlichen Kapitalzahlung von 8000 Yuan (1257 US-Dollar) für drei Monate rechnen könne, unabhängig davon, wann sie fällig werden. Der Schritt verdeutlicht den sich verschärfenden Liquiditätsengpass bei dem chinesischen Branchenriesen und erhöht den Druck auf die Regierung in Peking, einen Flächenbrand im Immobiliensektor zu verhindern.
Denn Chinas Immobilienmarkt gerät immer mehr unter Druck. Mitten in der Zitterpartie um den Branchenriesen Evergrande meldeten die Statistikbehörden Mitte Dezember einen weitreichenden Abwärtstrend auf dem Häusermarkt. So sanken die Preise für neue Eigenheime im November im Vergleich zu Oktober um 0,3 Prozent. Das ist der größte Rückgang seit Februar 2015. Nur in neun von 70 Städten gingen die Preise im Monatsvergleich überhaupt noch nach oben.
Immobilien-Schock längst noch nicht überwunden
Der Umsatz beim Verkauf neuer Eigenheime schrumpfte im Vergleich zum November 2020 sogar um 16,3 Prozent. In diesem Zeitraum gingen auch Neubau und Investitionen zurück: Die Fläche neu begonnener Projekte verringerte sich um 21 Prozent, die Investitionen von Entwicklern um 4,3 Prozent. Der Immobilien-Schock sei längst noch nicht überwunden, urteilten Experten wie der Chefökonom des Vermögensverwalters Zhonghai Shengrong Capital Management, Zhang Yi.
Der Druck auf den Markt resultiere vor allem aus der Schuldenkrise bei einigen Entwicklern und den jüngsten Maßnahmen der chinesischen Regierung. Eine stärkere Regulierung auch anderer Branchen gehört zum Vorstoß von Chinas mächtigem Staatschefs Xi Jinping, der nach Einschätzung von Beobachtern die Auswüchse des Kapitalismus beschneiden und die Volksrepublik zu ihren sozialistischen Wurzeln zurückführen will.
Quelle: ntv.de, jki/rts