Wirtschaft

Digitalwährung Libra Facebook wagt neuen Vorstoß

Das Libra-Konsortium will sich in den USA als Gelddienstleister registrieren lassen.

Das Libra-Konsortium will sich in den USA als Gelddienstleister registrieren lassen.

(Foto: imago images/ZUMA Press)

Bezahlen wir bald mit Whatsapp und dem Messenger? Facebook drängt mit seiner Digitalwährung Libra jedenfalls darauf. Ein neues Konzept soll Kritiker besänftigen. Experten warnen aber vor fehlendem Datenschutz.

Nach massiven Bedenken von Regierungen und Finanzwächtern sollen überarbeitete Pläne der Facebook-Währung Libra zum erhofften Marktstart verhelfen. Ursprünglich hatte Facebook geplant, dass die Digitalwährung aus einem Korb mit verschiedenen Währungen wie Euro, US-Dollar und Staatsanleihen besteht. Notenbanker und Politiker befürchteten jedoch eine Destabilisierung des globalen Finanzsystems durch eine solche Parallelwährung.

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Nach starken Gegenwind verändert Facebook sein Konzept: Nun soll es auch Libra-Einheiten (Coins) geben, die fest an einzelne nationale Währungen gekoppelt sind. Zwar soll es in der Zukunft weiterhin eine universelle Libra-Währung geben - sie wäre aber lediglich von den einzelnen Coins abgeleitet. Die Einführung wird für Mitte November bis Jahresende angestrebt. Die hinter dem Projekt stehende Libra Association hat bei der Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) einen Antrag für die Bewilligung als Zahlungsmittel gestellt. Darüber hinaus habe Facebook die Maßnahmen gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung verbessert, hieß es.

"Man kann erwarten, dass es ein Erfolg wird", sagt Philipp Sandner, Experte für Digitalwährungen, gegenüber ntv. Denn weltweit nutzen bereits 2,5 Milliarden Menschen Facebook. Der Plan: Sie sollen echtes Geld künftig gegen Libra eintauschen können und damit schnell und einfach online in den Chat-Programmen von Facebook bezahlen - und das weltweit.

"Erneuter Weckruf"

Kritik an der Digitalwährung gibt es aber weiterhin - vor allem, was die Datensicherheit angeht. "Das Problem ist, dass meine Überweisungen kombiniert werden mit meiner Identität und meinen Daten auf Facebook. Das würde schon sehr gefährlich werden und dann kann man sich nur wünschen, dass da die Staaten auch hinschauen", so Sandner. Auch der Hauptgeschäftsführer vom Bankenverband, Andreas Krautscheid, ist mehr als skeptisch: "Würden die neuen Vorschläge in die Tat umgesetzt, könnten sich die Kräfteverhältnisse unter den Zahlungsdienstleistern in Europa massiv verschieben. Das ist ein erneuter Weckruf für Politik und Zentralbanken."

Noch ist deshalb unklar, ob und unter welchen Auflagen Facebook die Lizensen für Libra bekommt. Nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Europa, den USA oder Japan. "Facebook könnte auch eine kleine Bank aufkaufen und die Lizenz der Bank verwenden, dann würde das sehr schnell gehen können", sagte Sandner. Denn Facebook selbst würde gerne bereits Ende des Jahres mit Libra an den Start gehen.

Quelle: ntv.de, jhi/dpa

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