Schäuble trifft US-Kollegen Lew Finanzminister fordern Brexit-Optimismus
14.07.2016, 15:22 Uhr
Wolfgang Schäuble und Jacob Lew nach ihrem Treffen in Berlin.
(Foto: dpa)
US-Finanzminister Lew und sein deutscher Kollege Schäuble sind sich einig: Auch nach dem Brexit sollen die EU und Großbritannien positiv miteinander umgehen. Die beiden Politiker finden jedoch zugleich fordernde und mahnende Worte.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und sein US-Kollege Jacob Lew haben sich für möglichst gute Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien auch nach dem britischen Brexit-Votum stark gemacht. "Wir stimmen völlig überein, dass alle Verantwortlichen jetzt alles tun müssen, dass aus den Entscheidungen in Großbritannien möglichst wenig negative und möglichst viele positive Folgen entstehen", sagte Schäuble nach einem Treffen mit Lew im Finanzministerium in Berlin.
Schäuble zeigte Verständnis dafür, dass die neue britische Regierung nun "ein wenig Zeit" brauche, mahnte aber dennoch eine schnelle Entscheidung über den Austritt an. "Je schneller es gelingt, Klarheit zu schaffen, umso besser ist es, um etwaige Risiken zu begrenzen", sagte der deutsche Finanzminister.
Lew sprach sich für einen "gegenseitigen, akzeptablen und freundschaftlichen Ausgang" der anstehenden Gespräche aus. "Es ist entscheidend, dass die Verhandlungen in pragmatischer, transparenter und reibungsloser Weise stattfinden, in der beide Seiten Flexibilität demonstrieren", forderte er.
Schäuble befürchtet keine Krise wegen Italiens Banken
Der US-Außenminister kündigte an, er werde noch am Donnerstagnachmittag mit dem neuen britischen Finanzminister Philip Hammond in London zusammentreffen. Schäuble sagte, er werde mit Hammond ein Telefonat führen. Hammond sei ein guter Außenminister gewesen.
Bei dem Treffen sprachen beide Politiker laut Schäuble auch über die Situation der italienischen Banken. Der deutsche Finanzminister betonte erneut, erst müsse man auf das Ergebnis des jüngsten Banken-Stresstests warten. "Ich bin ganz sicher, dass, wenn sich etwaiger Handlungsbedarf ergibt, der im Rahmen der europäischen Regelungen gelöst werden kann und gelöst wird", so Schäuble. Ausdrücklich wies er Befürchtungen zurück, wegen der italienischen Banken könne es zu einer neuen Finanzkrise in Europa kommen. "Ich sehe keinen Grund für solche Spekulationen", sagte er auf eine entsprechende Frage.
Die wirtschaftliche Stabilisierung in Europa sei auch im vergangenen halben Jahr "erfolgreich vorangebracht" worden, meinte Schäuble zudem. Bei einem baldigen Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) in China werde es nun darum gehen, Wege für nachhaltiges Wachstum zu finden. Lew forderte, die G20 müssten sich auch weiter eng über die Wechselkurse unterrichten und diese beobachten, "damit wir keine kompetitiven Abwertungen sehen".
Quelle: ntv.de, bdk/DJ