Bund soll Kosten tragen Finnen wollen Uniper den Geldhahn zudrehen
19.07.2022, 16:30 Uhr
Fortum-Chef Markus Rauramo hatte vorgeschlagen, die "systemkritischen deutschen Unternehmensteile" Unipers rund um das Gas-Geschäft unter die Kontrolle des deutschen Staates zu stellen.
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Russland bringt Deutschlands größten Gas-Händler Uniper in eine bedrohliche Schieflage, indem es Energielieferungen mindert. Das Unternehmen gehört mehrheitlich dem finnischen Staat. Dieser kündigt an, die finanziellen Hilfen einzustellen - und sieht Berlin in der Verantwortung.
Der finnische Fortum-Konzern, Mehrheitseigner des angeschlagenen Versorgers Uniper, soll der Regierung in Helsinki zufolge nicht noch weiteres Geld in den deutschen Gas-Importeur pumpen. Finnland wolle sicherstellen, dass eine Übereinkuft zu Uniper nicht zu Extra-Kosten für seine Steuerzahler führt, sagte Europaministerin Tytti Tuppurainen in Helsinki. Sie hatte bereits mit Vertretern der Bundesregierung Gespräche über eine Rettung Unipers geführt. Fortum gehört mehrheitlich dem finnischen Staat.
Deutschlands größter Gas-Händler Uniper muss wegen der Lieferkürzungen Russlands Gas am teuren Spotmarkt kaufen, um seine Lieferverpflichtungen zu erfüllen - und fährt damit hohe Verluste ein. Die Fortum-Tochter hatte die Bundesregierung um Hilfe gebeten, bei der staatseigenen Förderbank KfW will sie einen höheren Kreditrahmen. Fortum hatte erklärt, Uniper seit Beginn der Krise rund acht Milliarden Euro in Form von Darlehen und Garantien zur Verfügung gestellt zu haben.
Fortum-Chef Markus Rauramo hatte vorgeschlagen, die "systemkritischen deutschen Unternehmensteile" Unipers rund um das Gas-Geschäft unter die Kontrolle des deutschen Staates zu stellen. In deutschen Regierungskreisen war indes vor einer Rosinenpickerei der Finnen gewarnt worden. Die Gespräche um eine Rettung Unipers dauern an. Es werde eine schnelle Lösung gebraucht, bekräftigte Tuppurainen.
Der russische Gas-Riese Gazprom machte am Montag höhere Gewalt ("Force Majeure") für die deutlich geminderten Gaslieferungen an Uniper geltend. Uniper habe ein Schreiben von Gazprom Export erhalten, "in dem das Unternehmen rückwirkend Force Majeure für die bisherigen und aktuellen Fehlmengen bei den Gaslieferungen geltend macht", erklärte der Düsseldorfer Konzern. Gazprom Export ist ein hundertprozentiges Tochterunternehmen des russischen Staatskonzerns.
Gazprom könne seinen vertraglich festgelegten Liefer-Verpflichtungen aufgrund außergewöhnlicher Umstände nicht nachkommen, heißt es in dem auf den 14. Juli datierten Schreiben. Uniper halte dies nicht für gerechtfertigt und habe den Anspruch Gazproms formell zurückgewiesen, teilte das Unternehmen mit. In Branchenkreisen hieß es, der Brief betreffe Lieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1, die für die Bundesrepublik entscheidend sind.
Quelle: ntv.de, lve/rts