"Kündigungen unvermeidbar" Karstadt Kaufhof beantragt erneut Rettungsschirm
31.10.2022, 18:03 UhrDer letzte große deutsche Warenhauskonzern kämpft seit Jahren ums Überleben. Doch selbst ein Schuldenschnitt in Milliardenhöhe und Staatshilfen konnten dem Konzern keinen neuen Schwung geben. Galeria Karstadt Kaufhof benötigt erneut staatliche Unterstützung.
Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof sucht erneut Rettung in einem Schutzschirmverfahren. Das teilte ein Unternehmenssprecher in Essen mit. Das Verfahren ist auf Sanierung ausgerichtet, dabei übernimmt ein gerichtlich bestellter Sachverwalter die Aufsicht über die Rettungsmission, die Unternehmensführung behält aber weiterhin die Kontrolle und wird extern beraten.
Laut "Wirtschaftswoche" sollen die beiden Insolvenzexperten Frank Kebekus und Arndt Geiwitz eingesetzt werden, die bereits beim ersten Schutzschirmverfahren von Galeria Karstadt Kaufhof 2020 im Einsatz waren. Damals wurden viele Filialen geschlossen und mehrere Tausend Beschäftigte verloren ihre Jobs. Das erste Insolvenzverfahren hatte die Warenhauskette Ende September 2020 nach der Zustimmung der Gläubiger zum Sanierungsplan verlassen.
Betriebsbedingte Kündigungen unvermeidbar
Der Konzern hatte dann später - geplagt von der Corona-Krise - staatliche Millionenhilfen bekommen. Zuletzt machten der Kette dann die hohen Energiekosten und die Konsumzurückhaltung der Verbraucher zu schaffen.
Galeria-Chef Miguel Müllenbach sagte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", das Filialnetz müsse im Zuge des Schutzschirmverfahrens "um mindestens ein Drittel reduziert werden". Betriebsbedingte Kündigungen seien unvermeidbar. Der Konzern betreibt mit 17.000 Mitarbeitern im Moment noch 131 Warenhäuser in 97 deutschen Städten.
Benko soll Kapital beisteuern
Um die frischen Staatshilfen für den angeschlagenen Warenhausriesen ist angesichts des milliardenschweren Galeria-Eigners René Benko eine Debatte ausgebrochen. Die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin Mona Neubaur sprach sich für ein Engagement Benkos aus. "Ja, ich glaube, Herr Benko ist am Zug, auch Kapital mit hereinzugeben", sagte Neubaur. Bei Galeria müsse ernsthaft über Zukunftsperspektiven geredet werden. Der Warenhausriese dürfe nicht zum Fass ohne Boden werden. Zugleich halte sie es aber für "keine gute Idee, jetzt zu sagen, wir lassen Galeria pleitegehen". Der Einzelhandel spiele eine zentrale Rolle für die Innenstädte.
Galeria Karstadt Kaufhof gehört der Signa Holding des österreichischen Immobilien-Investors Benko. Diese verfügt unter anderem über ein milliardenschweres Immobilien-Portfolio. Der Warenhausriese war 2019 aus der von Benko betriebenen Fusion von Karstadt und Kaufhof hervorgegangen.
Quelle: ntv.de, mba/rts/AFP