Wirtschaft

Ex-Schlecker-Finanzchef sagt aus Geplatze Lastschrift löste Insolvenz aus

Laut Sami Sagur (l.) war ein kurzfristiger Engpass von 20 Millionen Euro für die Insolvenz verantwortlich.

Laut Sami Sagur (l.) war ein kurzfristiger Engpass von 20 Millionen Euro für die Insolvenz verantwortlich.

(Foto: picture alliance / dpa)

Hätte die Schlecker-Pleite verhindert werden können? Der ehemalige Finanzvorstand sagt: ja. Demnach sei eine Zahlung nicht rechtzeitig eingetroffen und habe die Insolvenz ausgelöst. Vor Gericht irritiert Sagur zudem mit einer Schuldzuweisung an Ex-Mitarbeiterinnen.

Nach der Darstellung des ehemaligen Schlecker-Finanzvorstands hätte die Insolvenz der Drogeriemarktkette knapp vermieden werden können. "Am Ende mussten wir Insolvenz anmelden wegen einer geplatzten Lastschrift", sagte der von 2010 an im Konzern tätige Finanzchef, Sami Sagur, im Bankrottprozess gegen die Familie Schlecker vor dem Landgericht Stuttgart.

In dem Prozess war bereits mehrfach beschrieben worden, dass das Geld bei Schlecker üblicherweise Anfang des Jahres knapp wurde, weil neben dem laufenden Betrieb auch die Weihnachtsware bezahlt werden musste. Angesichts der Millionen-Verluste, die Schlecker im Jahr 2011 angehäuft hatte, wurde das Anfang 2012 zum Problem.

Nach Einschätzung des Ex-Finanzchefs war die Lage aber nicht aussichtslos. So sei ein Warenhaus in Ehingen verkauft worden, um den Engpass zu überbrücken. Die 30 Millionen Euro trafen aber zu spät auf dem Konto ein. Ein wichtiger Kreditgeber und ein Kreditversicherer waren nicht mehr bereit, weitere Risiken zu tragen. Die Drogeriemarktkette musste Insolvenz anmelden.

Tragen Mitarbeiterinnen Mitschuld?

Sagur irritierte zudem laut einem Bericht der "Bild"-Zeitung mit der Aussage, dass die damaligen Mitarbeiter eine Teilschuld an der Insolvenz träfe. Es sei, so der ehemalige Finanzchef, üblich, dass Mitarbeiter eines Unternehmens in Schieflage ihren Beitrag zum Krisenmanagement leisteten. Bei Schlecker hätten sich die Arbeitnehmervertreter quergelegt.

Zudem hätte der Konzern nach der Schließung von rund 2000 Filialen für viele Mitarbeiterinnen Abfindungen zahlen müssen. Diese seien höher als gesetzlich vorgeschrieben gewesen, führte Sagur an - genaue Zahlen konnte er jedoch nicht nennen. Aber: "Das war sicherlich auch ein Hinderungsgrund für die erfolgreiche Sanierung", so der Ex-Finanzchef.

Eine Auffassung, die die Staatsanwaltschaft nicht teilt. Dort geht man davon aus, dass es weitaus schlechter um Schlecker bestellt war als behauptet und schon Ende 2009 die Zahlungsunfähigkeit drohte. In dem Prozess wirft die Anklage Firmenchef Anton Schlecker auch vor, dem Zugriff der Gläubiger Vermögenswerte in Höhe von mehr als 25 Millionen Euro entzogen zu haben.

Quelle: ntv.de, jgu/dpa

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