Kosten bleiben hoch Hapag-Llyod sieht Normalisierung der Containerschifffahrt
06.06.2023, 17:53 Uhr Artikel anhören
Nach dem Ende der Engpässe in den Häfen stehen wieder mehr Schiffskapazitäten zur Verfügung.
(Foto: REUTERS)
Der weltweite Containerhandel legt nach Einschätzung der fünftgrößten Reederei wieder zu. Die Kosten pro Container sinken weiter - und werden wohl auch wieder steigen. Doch die Zeiten der Mega-Gewinne sind vorbei.
Deutschlands größte Reederei Hapag-Lloyd hofft nach dem Einbruch des Geschäfts zu Jahresbeginn in den kommenden Monaten auf eine Erholung. "Wir sehen nun, dass sich das Transportvolumen dem Niveau des vergangenen Jahres annähert", sagte Konzernchef Rolf Habben Jansen. Der April sei schon mehr oder weniger so ausgefallen wie im vergangenen Jahr. Auch die nächsten Monate dürften nicht allzu schwach sein. "Mit einer normalen Peak Season dürften wir irgendwann im Laufe des Jahres eine Erholung sehen." Als Hochsaison wird der Zeitraum ab August bezeichnet, in dem sich die großen Handelsunternehmen mit Waren für Weihnachten aus Asien eindecken und das Ladungsaufkommen der Reedereien stark zunimmt.
Der Rückgang der Frachtraten habe sich unterdessen fortgesetzt, sagte Habben Jansen weiter. Das liege vor allem daran, dass nach dem Ende der Engpässe in den Häfen wieder mehr Schiffskapazitäten zur Verfügung stünden. Gleichzeitig blieben die Kosten wegen der Treibstoffpreise und dem Inflationsdruck hoch. Auf einigen Routen reichten die Spotraten nicht aus, um die Kosten zu decken. Inzwischen sei aber eine Besserung in Sicht. Habben Jansen geht davon aus, dass Frachtpreise wieder steigen werden, da Stückkosten auf Sicht hoch bleiben werden. Ein Grund dafür sind auch die schärferen Umweltvorgaben, wodurch die Reeder gezwungen sind, ihre Schiffe auf umweltschonendere Treibstoffe umzustellen.
Hapag-Lloyd ist mit einer Flotte von 250 Containerschiffen und einer Transportkapazität von 1,8 Millionen TEU die fünftgrößte Reederei der Welt - hinter Cosco, CMA CGM, Maersk und dem Primus MSC. Das Unternehmen hatte zu Jahresbeginn die schwächelnde Konjunktur zu spüren bekommen. Wegen gesunkener Transportvolumen und niedrigerer Frachtraten brach der Betriebsgewinn ein. In der Corona-Pandemie waren die Gewinne der großen Container-Reedereien wegen Lieferkettenproblemen und knapper Transportkapazitäten in die Höhe geschnellt und hatten die Kassen der Eigner gefüllt. Die Prognose, wonach das Betriebsergebnis 2023 zwischen zwei Milliarden und vier Milliarden Euro liegen wird, nach 17,5 Milliarden Euro 2022, bekräftigte der Konzern.
Nach Berechnungen des Instituts für Weltwirtschaft sind inzwischen wieder mehr Container auf den Weltmeeren unterwegs. Dem jüngsten Kiel Trade Indicator zufolge sind im Mai 13,9 Millionen Standardcontainer verschifft worden. Für den deutschen Export zunehmend schwierig werde jedoch der Handel mit China. So sei der Exportwert deutscher Waren nach China von Januar bis April im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um vier Prozent gefallen. "Die Handelsstatistiken zeigen, dass China zunehmend Importe aus Industriestaaten durch eigene Produktion ersetzt", sagte der Leiter des Kiel Trade Indicator, Vincent Stamer. Das sei ein negativer Impuls für den Welthandel.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa