Dividenden in Milliardenhöhe Warum der reichste Deutsche immer reicher wird
02.03.2023, 16:18 Uhr
Multimilliardär Klaus-Michael Kühne will es auch mit 85 Jahren noch einmal wissen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Kühne+Nagel, Hapag-Lloyd, Lufthansa - Multimilliardär und Investor Klaus-Michael Kühne darf sich zurzeit über einen fetten Dividendenregen freuen. Das Geld seiner Beteiligungen kommt zur rechten Zeit. Der Altmeister, der nichts von Modetrends hält, hat neue Pläne.
Klaus-Michael Kühne ist offiziell Deutschlands erfolgreichster Unternehmer. Mit einem geschätzten Vermögen von 38 Milliarden Euro hat er Lidl-Gründer Dieter Schwarz in der Reichenliste des Bloomberg Billionaire's Index' vom Thron gestoßen. Kühne hat keine Starqualitäten wie ein Elon Musk oder Bill Gates, seine Unternehmen sind nicht halb so sexy wie Tesla oder Microsoft. Trotz seiner stolzen 85 Jahre wird ihn auch niemand als lebende Investorenlegende bezeichnen, so wie einen Warren Buffett. Aber als Geschäftsmann hat der Hanseat im freiwilligen und steueroptimierten Exil in der Schweiz offensichtlich einiges richtig gemacht.
Zum Imperium des Multimilliardärs gehören unter anderem große Beteiligungen am Logistikunternehmen Kühne+Nagel, an der Fluggesellschaft Lufthansa und der Reederei Hapag-Lloyd. Alle bescheren ihm zurzeit einen milliardenschweren Dividendenregen. Zusammengenommen summieren sich die Ausschüttungen laut der Finanzagentur Bloomberg bislang auf satte 4,2 Milliarden Euro. Das Ende ist das noch nicht.
Den größten Batzen steuert das Aktienpaket von 30 Prozent an Hapag Lloyd bei - 3,3 Milliarden Euro. Kühnes Anteil am Familienunternehmen Kühne+Nagel bringt weitere knapp 900 Millionen Euro ein. Der Sponsor der Elbphilharmonie und des Hamburger Sportvereins hat die Logistikfirma 1966 von seinem Vater übernommen, heute ist es das weltweit größte Speditionsunternehmen für Luft- und Seefracht. Der Konzern stellte diese Woche nach einem Rekordgewinn eine Dividende von 14 Franken in Aussicht, 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Kühne hält 53 Prozent der Anteile und verdient mit.
Auch seine Beteiligung an Lufthansa wird Kühnes Kassen wohl noch zum Klingeln bringen. Die deutsche Fluggesellschaft legt ihre Bücher am Freitag offen. Der Wahlschweizer hält insgesamt 17,5 Prozent der Aktien, den größten Teil über seine Holding. Damit ist er der mit Abstand größte Aktionär des Konzerns. Auch hier wird er entsprechend mitverdienen. Der Geldsegen kommt zur rechten Zeit, denn an neuen Investmentideen mangelt es dem Vorzeigeunternehmer mit der Abneigung gegen einen ruhigen Lebensabend nicht.
Hapag Lloyd verdiente mehr als VW
Kühne hat als Geschäftsmann dicke Rosinen gepickt: Die Lufthansa-Aktie hat in den vergangenen sechs Monaten 65 Prozent zugelegt. Hapag-Lloyd verdiente im vergangenen Jahr sogar mehr als VW - mit einem Zehntel der Mitarbeiter. Kühne war 2008 mit einer Milliarde Euro eingestiegen, heute ist sein Aktienpaket elf Milliarden Euro wert.
Die Bodenhaftung verliert er deshalb nicht. "Unser langfristiges Konzept war gut", zog die graue Eminenz mit scharfem Scheitel und tadelloser Rasur kürzlich im Interview mit dem "Manager Magazin" Bilanz. "Wir haben geschickt investiert und uns hervorragend weiterentwickelt." Es sei eine "unglaubliche Entwicklung" gewesen. Börsenwerte würden aber wieder sinken. Auch die Rekordergebnisse von 2021 und 2022 ließen sich wohl so nicht wiederholen. Kühne+Nagel profitierte beispielsweise in der Pandemie von den unglaublichen Steigerungen der Frachtraten. Diese Zeiten sind vorbei. Die Preise haben sich wieder beruhigt.
Kühne blickt nach vorn. Was er mit dem Geld machen will, das er jetzt verdient, steht für ihn offenbar bereits fest. Neben dem Bereich Transport und Verkehr ist Kühne auch in Immobilien investiert. Unter anderem an der Signa Prime Selection AG, einer Firma des österreichischen Milliardärs René Benko. Das Investment sei derzeit "etwas volatil", räumt Kühne im Interview ein, das Thema sei "unter Beobachtung". Aber er schaue sich in London um, verrät er, "da sind die Immobilien im Moment relativ günstig".
Und Kühne liebäugelt mit noch einer Idee: Am liebsten würde er sehen, dass Hapag Lloyd die Bahn-Tochter Schenker kaufen würde. Da würden jedoch die anderen Aktionäre nicht mitmachen, sagt er. Deshalb behalte Kühne+ Nagel den Verkauf nun sehr genau im Auge. Denn ein großer Konkurrent soll sich Schenker nicht schnappen. "Das Thema beobachten wir bei Kühne+Nagel sehr genau." Eine gemeinsame Übernahme mit einer Minderheitsbeteiligung zusammen mit Private-Equity-Firmen will er nicht ausschließen.
Auf die Frage, was er von Führungstrends wie Agilität, Diversität und New Work hält, hat Kühne einmal eine für ihn sehr typische Antwort gegeben: "Von Trends, die einer Mode oder dem Zeitgeist geschuldet sind, lasse ich mich nicht unbedingt leiten." Es hat sich bislang ausgezahlt. Kühne liegt im Club der Reichsten der Reichen aktuell auf Platz 30. Es gibt noch Luft nach oben.
Quelle: ntv.de