Abspaltung von US-GeschäftHolcim will Nordamerika-Geschäft an die Börse bringen

Der Zementhersteller Holcim baut sich mit einer Ausgliederung des US-Geschäfts komplett um. Das Schweizer Unternehmen will es als vollständig unabhängiges Unternehmen in den USA an die Börse bringen. Berichten zufolge könnte es mehr als 30 Milliarden Dollar wert sein.
Der Zementkonzern Holcim spaltet sich auf. Im Zuge einer der größten Transaktionen der Baustoffbranche der vergangenen Jahre will das Schweizer Unternehmen sein Nordamerika-Geschäft verselbstständigen und an die New Yorker Börse bringen.
Zu einem Bericht des "Wall Street Journal", wonach das Geschäft einen Börsenwert von über 30 Milliarden Dollar erreichte könnte, sagte Holcim-Chef Jan Jenisch: "Die Größenordnung wirkt richtig." Damit dürfte der Heidelberg-Materials-Rivale, der gegenwärtig auf eine Marktkapitalisierung von 37 Milliarden Franken kommt, deutlich an Wert zulegen. Mit dem Umbau will Jenisch sein Werk bei Holcim krönen, nachdem er 2017 den Chefposten übernommen hatte.
Seitdem hat der Deutsche Teile des umweltschädlichen Zementgeschäfts verkauft und Holcim mit Übernahmen unter anderem im Bedachungsgeschäft breiter aufgestellt. Den CEO-Posten soll am 1. Mai Europa-Chef Miljan Gutovic übernehmen. Jenisch behält die Aufgabe des Verwaltungsratspräsidenten und verantwortet auch die geplante Börsennotierung des Nordamerikageschäfts. Wer dort das Steuer übernehmen wird, steht noch nicht fest.
"Es ist ein Rockstar-Geschäft"
"Die Börsennotierung in den USA wird es dem neu geschaffenen Unternehmen ermöglichen, sein volles Potenzial auszuschöpfen, um in einem der weltweit attraktivsten Märkte für die Bauindustrie der Partner der Wahl für unsere Kunden zu sein", sagte Jenisch. Rückendwind erhoffe er sich unter anderem vom Bauboom und den Infrastrukturprogrammen, die es nur einmal in Leben gebe.
Das Nordamerikageschäft sei "einfach zu erfolgreich, um als Tochtergesellschaft geführt zu werden", sagte Jenisch. Es handle sich um den größten reinen Anbieter von Gebäudelösungen in Nordamerika. "Es ist ein Rockstar-Geschäft." Bis 2030 peile der Bereich ein Umsatzwachstum auf mehr als 20 von zurzeit gut elf Milliarden Dollar und ein Betriebsergebnis (Ebit) von über fünf (über zwei) Milliarden Dollar an, bei branchenführenden Margen.
In Nordamerika betreibe Holcim Anlagen an mehr als 850 Standorten in den Bereichen Zement, Zuschlagstoffe, Fertigbeton und Bedachungen. Das verbleibende Geschäft von Holcim, das Tätigkeiten in Europa, Asien, Afrika und Lateinamerika bündelt, soll den Umsatz bis 2030 auf rund 22 (17) Milliarden Franken und den Ebit auf über vier (2,7) Milliarden Franken steigern.
Höhere Bewertungen als in Europa
Der Konzern entstand 2015 aus dem Zusammenschluss der Schweizer Holcim mit der französischen Lafarge. Angesichts der gemessen am Verkaufspreis hohen Transportkosten werden schwere Produkte wie Zement oder Beton zumeist in der Nähe des Werks verbaut. Entsprechend gering sind die Vorteile für einen globalen Anbieter.
Die Einzelheiten der Transaktion will Holcim im zweiten Halbjahr bekannt geben. Schon jetzt ist klar, dass Holcim in Zukunft keine Beteiligung am Nordamerika-Geschäft mehr halten wird. Die Aktionäre sollen auch die Anteilseigner des neuen Konzerns werden. Im ersten Quartal 2025 sollen die Eigner über die Transaktion abstimmen können, der Börsengang soll dann bis Mitte kommenden Jahres über die Bühne gehen.
"Branchenvertreter wie Carlisle, Vulcan und Martin Marietta haben sehr solide Bewertungen, und ich freue mich, in diese Richtung zu gehen", sagte Jenisch. Mit dem US-Listing folgt Holcim einem Branchentrend. So wechselte der Baustoffkonzern CRH im September von der Börse in Dublin an die New Yorker Börse. In vielen Branchen kommen in die USA gelistete Firmen auf höhere Bewertungen als in Europa. Holcim geht davon aus, dass das verbleibende Geschäft weiterhin dem Schweizer Standardwerteindex SMI angehören wird.