Weniger Firmen erhöhen Preise IFO-Institut rechnet mit abflauender Inflation
27.05.2022, 11:20 Uhr
Der Einzelhandel hat laut IFO die stärkste Preiserhöhungstendenz.
(Foto: picture alliance / Xinhua News Agency)
Deutschland ächzt unter der hohen Inflation. Die IFO-Wirtschaftsexperten prognostizieren jedoch eine Entspannung in der zweiten Jahreshälfte. Denn weniger Firmen planen demnach, ihre Preise weiter anzuziehen. Eine Ausnahme bildet der Einzelhandel.
Das IFO-Institut sieht erste Zeichen für ein Abflauen der Inflation in der zweiten Jahreshälfte. Grund dafür ist, dass per Saldo weniger Firmen die Preise erhöhen wollen, wie die Münchner Wirtschaftsforscher unter Berufung auf eine Befragung mitteilten. Dieser Saldo - der Prozentsatz der Firmen, die Preise erhöhen wollen, minus der Prozentsatz, der Preise senken will - liege mit aktuell 57,8 immer noch auf dem zweithöchsten Wert seit 2005, sagte IFO-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. "Aber die Tendenz spricht dafür, dass die Monatsraten der Inflation in der zweiten Jahreshälfte von über 7 Prozent auf unter 6 Prozent sinken werden."
Für das Gesamtjahr rechnet er mit rund 6 Prozent. Der Rückgang der Preiserwartungen zieht sich durch fast alle Branchen. Lediglich im Einzelhandel gab es noch einen leichten Anstieg. Er hat damit nun auch die stärkste Preiserhöhungstendenz: Hier überwiegt der Anteil der Firmen mit Erhöhungsplänen den ohne um 77,4 Prozentpunkte. Im Großhandel liegt der Überhang bei 68,1 Prozentpunkten, in der Industrie bei 67,4 Punkten. Dahinter folgen der Bau mit 56,9 und Dienstleister mit 46,7 Prozentpunkten.
Wie stark die Unternehmen ihre Preise anheben wollen, fragt das IFO-Institut nicht ab. Der Preiserwartungsindex war seit einem Corona-Loch 2020, als er kurzfristig leicht negativ wurde, fast kontinuierlich gestiegen. In der zweiten Jahreshälfte 2021 hatte er dann erstmals seit Längerem wieder Werte über 40 Punkte erreicht, bevor er vergangenen Monat mit 61,8 ein langjähriges Hoch erreicht hatte. Wenn alle befragten Firmen beabsichtigten, ihre Preise zu erhöhen, läge der Saldo bei plus 100 Punkten. Würden alle ihre Preise senken wollen, läge er bei minus 100.
Die Stimmung der deutschen Wirtschaft hat sich im Mai trotz vieler Risiken insgesamt aufgehellt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg auf 93,0 Punkte von 91,9 Zählern im Vormonat und damit das zweite Mal in Folge. Von Januar bis März wuchs die Wirtschaft zwar um 0,2 Prozent. Im laufenden zweiten Quartal könnte das Bruttoinlandsprodukt wegen des Kriegs in der Ukraine, der hohen Inflation und der Corona-Lockdowns in China allerdings schrumpfen.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa/rts