Mangel an Aufträgen IFO: Krise im Wohnungsbau verschärft sich
21.08.2023, 09:42 Uhr Artikel anhören
Im ersten Halbjahr waren es 50.600 Baugenehmigungen weniger als im ersten Halbjahr 2022.
(Foto: IMAGO/Martin Müller)
Nach einem langjährigen Boom bremsen höhere Zinsen und gestiegene Kosten den Wohnungsbau in Deutschland aus. Einer Umfrage zufolge ist bei den Unternehmen keine Entspannung in Sicht - im Gegenteil.
Bestehende Aufträge werden storniert und es kommen immer weniger Neuaufträge rein: Die Krise im Wohnungsbau setzt sich fort. Wie das Münchner IFO-Institut mitteilte, klagten im Juli 40,3 Prozent der Unternehmen über einen Auftragsmangel, das war ein neuer Rekordwert. Im Juni waren es noch 34,5 Prozent und vor einem Jahr nur 10,8 Prozent.
"Nach einem langjährigen Boom würgen die höheren Zinsen und die drastisch gestiegenen Baukosten das Neugeschäft förmlich ab", erklärte Klaus Wohlrabe vom IFO. Doch es fehlt nicht nur an neuen Aufträgen, es werden auch laufende Aufträge storniert: Derzeit haben 18,9 Prozent der befragten Firmen damit zu kämpfen, der Wert im langfristigen Mittel beträgt nur 3,1 Prozent.
Diese Lage führt mittlerweile bei 10,5 Prozent der Baufirmen für Finanzierungsprobleme - vor einem Jahr waren es nur halb so viele. Eine Mehrheit der Unternehmen rechnet auch nicht mit einer baldigen Besserung. Die Geschäftserwartungen betrugen zuletzt "außerordentlich schwache" minus 52,1 Punkte.
Am Freitag hatte das Statistische Bundesamt neue Zahlen zu den Baugenehmigungen veröffentlicht. Der Rückgang im Juni betrug im Jahresvergleich 28,5 Prozent, der Vergleich des ersten Halbjahres ergab ein Minus von 27,2 Prozent. Es waren 50.600 weniger als im ersten Halbjahr 2022.
Bauministerin Klara Geywitz will im September ein Hilfspaket für die kriselnde Baubranche vorstellen. "Wichtig ist, dass wir in so einer Situation einen Impuls setzen", sagte die SPD-Politikerin. Die Baubranche brauche einen Nachfrageimpuls, weil Kreditfinanzierungen deutlich teurer geworden seien. Deswegen werde nun viel weniger gebaut. Im Rahmen des sogenannten Wachstumschancengesetzes von Finanzminister Christian Lindner werde es Hilfen geben. In der jetzigen Anpassungsphase mit höheren Zinsen wäre es das Schlimmste, Baukapazitäten abzubauen.
Quelle: ntv.de, mba/AFP/rts