Sattes Kursplus Im Orient wird der Anleger fündig
02.07.2018, 15:58 Uhr
(Foto: REUTERS)
Bei aufstrebenden Märkten kommen vor allem Brasilien, Mexiko oder die Türkei in den Sinn. Doch seit Kurzem treten ein paar kleinere Länder aus dem Schatten der Großen heraus. Wo sie liegen? In Nahost.
Frontier Markets, also Grenzmärkte, sind für viele deutsche Anleger schwer zu erreichen. In vielen dieser Länder lässt sich zwar entspannt der Urlaub verbringen, aber eine Aktienmarktinvestition ist wesentlich schwieriger, weil nur wenige Banken überhaupt Produkte im Angebot haben. Dabei kann es sich sehr lohnen wie etwa Saudi-Arabien oder Ägypten zeigen. Ihre Aktienbörsen legten im ersten Halbjahr leicht zweistellig zu.
Solche Grenzmärkte profitieren häufig von einem Preisanstieg bei Rohstoffen, da sie meist zu ihren bedeutenden Exportgütern zählen. Vor allem der Ölpreisanstieg hat deshalb bei vielen erdölexportierenden Ländern für eine positive Entwicklung an ihrem Aktienmarkt gesorgt. So schafften in einem allgemein schwierigen Börsenumfeld neben Saudi-Arabien auch die Börsen von Katar und Nigeria einen - wenn auch kleinen - Gewinn im ersten Halbjahr.
Aber auch die Börsen größerer Schwellenländer haben gelitten wie das Minus von rund zehn Prozent am Aktienmarkt in Argentinien zeigt. Hinzu kommt noch ein Währungsverlust von etwa 50 Prozent des Argentinischen Pesos gegenüber dem Euro seit Jahresanfang.
Saudi-Arabien profitiert doppelt
Es sind vor allem einzelne Erfolgsstorys, die so manchen Frontier Market antreiben, wie das Beispiel Saudi-Arabien verdeutlicht. Das Geschäft mit Öl und Gas steuert rund 70 Prozent der Steuereinnahmen des Staates bei, weshalb Saudi-Arabien einer der größten Profiteure des jüngsten Ölpreisanstiegs ist. Das hat auch den Aktienmarkt in den vergangenen Monaten deutlich beflügelt, seit Jahresanfang ist der Tadawul All Share Index um rund 15 Prozent gestiegen. Damit ist er der Spitzenreiter unter den Indizes der Frontier Markets.
Vor kurzem hatte der Indexanbieter MSCI angekündigt, den saudischen Aktienmarkt im Juni 2019 in den MSCI Emerging Markets Index aufzunehmen, also in den Index mit den größeren Schwellenländern. "Die Nachricht hat den Markt deutlich in den Fokus der ausländischen Investoren gerückt", erklärt Rohstoffexpertin Sertkaya, Managing Partner Ophirum, einem Rohstoff- und Edelmetallanbieter, im Gespräch mit ntv.de. Wie verheißungsvoll diese Nachricht ist, führt Sertkaya aus: "Jene 20 Märkte, die seit 1994 in den Index aufgestiegen sind, haben in dem einen Jahr bis zum Aufstieg einen durchschnittlichen Kursgewinn von 55 Prozent verbucht".
Mit der geplanten Indexaufnahme honoriert MSCI, dass das Land in den vergangenen Jahren seinen mehr als 500 Milliarden Dollar schweren Aktienmarkt zusehends für ausländische Investoren geöffnet hat. Kronprinz Mohammed bin Salman treibt zudem die politische Öffnung voran und will die Wirtschaft bis 2030 stark umbauen, um die Abhängigkeit vom Öl erheblich zu verringern.
Gigantischer Börsengang geplant
Gespannt warten Investoren auf den Börsengang des staatlichen Ölmultis Saudi Aramco. Das Land will fünf Prozent des Unternehmens an die Börse bringen und dabei rund 100 Milliarden Dollar einsammeln. Der Börsenwert läge damit bei mehr als zwei Billionen Dollar, womit der Ölmulti mehr als doppelt so viel wert wäre wie Apple derzeit. "Es wäre nett, wenn wir den Börsengang 2019 machen könnten", sagte Ölminister Khalid Al-Falih zuletzt.
Hinter Saudi-Arabien belegt Ägypten mit einem Kursplus von fast zehn Prozent seit Jahresanfang beim Leitindex EGX 30 Index den zweiten Rang unter den Börsen der aufstrebenden Frontier Markets. Investoren belohnen den Reformkurs der ägyptischen Regierung. Das Land hat im November 2016 die Kopplung seiner Währung an den Dollar aufgebeben, woraufhin das ägyptische Pfund eingebrochen ist. Zudem hat die Regierung nach und nach Subventionen abgeschafft, wie etwa auf Benzin, was den Staatshaushalt deutlich entlastet. Daraufhin hat das Land einen Kredit von 12 Milliarden Dollar vom Internationalen Währungsfonds (IWF) bekommen, was für Erleichterung bei ausländischen Investoren gesorgt hat.
Nachdem sich das Pfund seit einem Jahr stabilisiert hat, ist die Inflation auf 11,5 Prozent gesunken – das ist der niedrigste Wert seit April 2016. Die Regierung sieht daher die Zeit gekommen, in den nächsten Monaten mit der Privatisierung von Staatsunternehmen zu beginnen und durch den Verkauf von Minderheitsanteilen an bis zu 20 Unternehmen bis zu umgerechnet 4,9 Milliarden Euro einzunehmen. In diesem börsenfreundlichen Umfeld könnte der Aufwärtstrend beim EGX 30 Index anhalten.
Quelle: ntv.de