An den US-Börsen geht's abwärts Inflation wird für Wall Street zu "Staatsfeind Nr. 1"
13.09.2022, 22:21 Uhr
(Foto: AP)
Der Trend an den US-Börsen zeigt nach unten. Die gesunkene Inflationsrate auf der einen Seite wird von den gestiegenen Verbraucherpreisen wieder torpediert. An der Wall Street macht sich Enttäuschung breit.
Die Aussicht auf ein anhaltend hohes Zinserhöhungstempo der Notenbank Fed vertreibt Anleger aus der Wall Street. Der Dow-Jones-Index rutschte mit den so noch befeuerten Zinserhöhungserwartungen um 3,9 Prozent ab auf 31.105 Punkte. Der S&P-500 verlor 4,3 Prozent und schloss bei 3932 Punkten. Noch härter traf es die Nasdaq-Indizes, die um bis zu 5,5 Prozent absackten, weil die dort stärker vertretenen Wachstums- und Technikaktien als besonders zinsempfindlich gelten.
"Die Inflation ist der Staatsfeind Nr. 1 für die Fed", sagte Priya Misra, leitende Anlagestrategin beim Brokerhaus TD Securities. Die aktuellen Daten erhöhten den Druck auf die US-Notenbank, die Geldpolitik weiter zu straffen. Die Teuerungsrate ging den Angaben zufolge auf 8,3 von 8,5 Prozent im Jahresvergleich zurück. Analysten hatten mit einem Wert von 8,1 Prozent gerechnet. Außerdem stieg die Kernrate, bei der stark schwankende Preise von Lebensmitteln und Energie herausgerechnet sind, überraschend stark auf 6,3 Prozent. "Jeder der gedacht hatte, dass die Inflation klein bei gibt, nur weil die Fed die Zinsen ein paar Mal angehoben hat, ist ziemlich unwissend, wie Wirtschaft funktioniert", sagte Doug Fincher, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Ionic.
Vor diesem Hintergrund rechnen Börsianer zwar weiterhin mehrheitlich mit einer Zinserhöhung der US-Notenbank Fed um 0,75 Prozentpunkte in der kommenden Woche. Inzwischen halten sie aber auch eine Anhebung um einen vollen Prozentpunkt für möglich. Die Wahrscheinlichkeit hierfür sehen sie bei 20 Prozent. Dies verhalf dem Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, zu einem Plus von 1,3 Prozent auf 109,57 Punkte. Weil die Aufwertung der Weltleitwährung Gold für Investoren außerhalb der USA unattraktiver macht, büßte das Edelmetall 1,2 Prozent auf 1703 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) ein. Außerdem werden Anleihen wegen steigender Renditen eine immer stärkere Konkurrenz als Anlage-Alternative.
Am Aktienmarkt trennten sich Investoren vor allem von Technologiewerten. Die Aktien von Amazon, Apple, Netflix, des Facebook-Betreibers Meta und der Google-Mutter Alphabet fielen um bis zu acht Prozent. Eine steigende Inflation und höhere Zinsen entwerten Experten zufolge zukünftige Gewinne dieser wachstumsstarken Firmen. Einzelhändler wie Walmart oder Target gerieten ebenfalls unter Verkaufsdruck. Ihre Aktien büßten bis zu 3,6 Prozent ein. Investoren fürchteten, dass die überraschend hohe US-Inflation den Verbrauchern die Kauflaune verdirbt.
Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Rezessionsängste prägten auch die Kursentwicklung zahlreicher anderer Sektoren. So fielen die Aktien des Flugzeug-Bauers Boeing, des Autokonzerns General Motors (GM), der Restaurant-Kette McDonald's, der Fluggesellschaft United oder des Kreuzfahrt-Veranstalters Carnival um bis zu 6,5 Prozent.
Quelle: ntv.de, mba/rts