Vorgaben "auf niedrigstem Niveau" Initiative Tierwohl bröckelt weiter
24.10.2016, 16:59 Uhr
Darüber, worum es der Initiative Tierwohl wirklich geht, gibt es derzeit erhebliche Zweifel.
(Foto: picture alliance / dpa)
Will die Initiative Tierwohl wirklich die Haltungsbedingungen von Schlachtvieh in Deutschland verbessern? Oder geht es nur darum, möglichst billig Siegel zu verteilen? Letzteres behauptet der Verein Pro Vieh und tritt aus der Initiative aus.
Die Initiative Tierwohl von Fleischindustrie, Einzelhändlern und Bauernverband verliert die Unterstützung einer weiteren Tierschutzorganisation. Der Verein Pro Vieh teilte mit, die Zusammenarbeit werde beendet. Die Priorität der Initiative liege "nicht beim Tierwohl", sondern darauf, "vielen Betrieben möglichst billig Tierwohl per Audit zu bestätigen", kritisierte die Organisation. Die Initiative reagierte verwundert.
Im September hatte bereits der Deutsche Tierschutzbund die Initiative Tierwohl verlassen und dies ebenfalls mit zu laschen Vorgaben für die teilnehmenden Bauern begründet. Der Tierschutzbund war wie Pro Vieh im Beratergremium der Initiative vertreten.
Pro Vieh warf der Initiative vor, sie habe die Grundvoraussetzungen für die Förderung "auf niedrigstem Niveau festgesetzt". Beispielsweise erhielten Mastschweine "gerade mal etwa eine DIN-A4-Seite mehr Platz je Tier".
"Plötzlicher Richtungswechsel"
Die Initiative Tierwohl bedauerte die Entscheidung von Pro Vieh. Der "plötzliche Richtungswechsel" der Organisation sei irritierend. "Noch vor Kurzem haben wir gemeinsam mit einigen Mitgliedern des Beraterausschusses, darunter auch ein Vorstandsmitglied von Pro Vieh, die Weiterentwicklung der Initiative erörtert", erklärte Geschäftsführer Alexander Hinrichs.
Dass Pro Vieh die Wirksamkeit der Tierwohlkriterien hinterfrage, sei nicht nachvollziehbar. Diese lägen "alle über den gesetzlichen Standards", erklärte die Initiative.
An der freiwilligen Initiative Tierwohl sind neben der Fleischindustrie unter anderem die größten Einzelhändler und der Deutsche Bauernverband beteiligt. Die Händler verpflichten sich, für jedes verkaufte Kilogramm Fleisch vier Cent in einen Fonds einzuzahlen.
Mit dem Geld sollen Landwirte gefördert werden, die ihre Ställe umwelt- und tierfreundlicher ausbauen als gesetzlich vorgeschrieben. Teilnehmen können derzeit Geflügel- und Schweinehalter.
Quelle: ntv.de, bdk/AFP