Automatisierung schwächelt Innomotics-Verkauf füllt Siemens die Kasse
13.02.2025, 15:37 Uhr Artikel anhören
Nach Steuern blieben am Ende des Quartals bei Siemens fast vier Milliarden Euro hängen.
(Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto)
Siemens sieht sich Kurs für ein hervorragendes Geschäftsjahr. Allerdings überdeckt ein Sondereffekt, dass die Konjunkturflaute inzwischen auch um die Münchener keinen Bogen mehr macht. Aus Europa gingen deutlich weniger Bestellungen ein. Anleger dringen derweil auf einen weiteren Rückzug bei der Medizintechnik-Tochter.
Der Münchner Technologiekonzern Siemens hat im ersten Quartal massiv vom Verkauf seiner Antriebs-Tochter Innomotics profitiert. Der Erlös von 2,1 Milliarden Euro trieb den Gewinn zwischen Oktober und Ende Dezember auf Jahressicht um mehr als 50 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro nach, wie der Dax-Konzern vor der Hauptversammlung mitteilte. Analysten hatten mit weniger gerechnet. Damit übertünchte der Verkaufserlös den Rückgang des operativen Ergebnisses um acht Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. Das Ergebnis des industriellen Geschäfts fiel damit aber ebenfalls besser aus als von Analysten erwartet.
Der Rückgang ging auf das Konto der Automatisierungs-Sparte Digital Industries (DI), wo das Ergebnis um ein Drittel und der Umsatz um elf Prozent zurückgingen. Dort schwächelt vor allem das klassische Geschäft mit Fabrikautomatisierung, das Softwaregeschäft legte dagegen kräftig zu. Das Minus bei DI machte Siemens durch die Gebäude- und Infrastrukturtechnik-Sparte Smart Infrastructure zum Teil wett, die weiter vom Bau-Boom bei Rechenzentren profitierte. Sie zog beim Gewinn und der Umsatzrendite am Aushängeschild DI vorbei.
Im Konzern stiegen die Einnahmen im Quartal um drei Prozent auf 18,4 Milliarden Euro, der Auftragseingang sank mangels weiterer Großaufträge für Züge um acht Prozent auf 20,1 Milliarden. Regional spürt Siemens die schwache Konjunktur in Europa, wo der Auftragseingang um fast ein Viertel einbrach und der Umsatz auf der Stelle trat. In China zeigten die Orders wieder leicht nach oben, während der Umsatz noch um 14 Prozent hinter dem Vorjahr herhinkte.
Finanzvorstand Ralf Thomas sprach von einer "hervorragenden Basis für ein erfolgreiches Geschäftsjahr". An den Prognosen für das Gesamtjahr 2024/25 (per Ende September) hält Siemens fest: einer Umsatzsteigerung um drei bis sieben Prozent und einem bereinigten Ergebnis je Aktie von 10,40 bis 11,00 Euro.
Beim virtuellen Anlegertreffen war dann eine schnellere Entscheidung über einen möglichen Ausstieg aus seiner Medizintechnik-Tochter Siemens Healthineers eines der Themen. Finanzvorstand Ralf Thomas hatte Ende des Jahres die Mehrheitsbeteiligung an Siemens Healthineers infrage und eine Richtungsentscheidung für den Kapitalmarkttag am 9. Dezember 2025 in Aussicht gestellt. "Das ist einfach zu spät", sagte die Vizepräsidentin der Aktionärsvereinigung DSW, Daniela Bergdolt. DWS-Fondsmanagerin Sabrina Reeh sagte, die Erwartung des Kapitalmarkts sei hoch, dass der Anteil an Siemens Healthineers "in absehbarer Zeit unter 50 Prozent fällt".
"Geben Sie die Healthineers-Aktien als Aktiendividende an ihre Aktionäre", schlug Corporate-Governance-Experte Ingo Speich von der Fondsgesellschaft vor. Siemens-Chef Busch sagte, die Entscheidung sei offen. "Wir wollen an den Wertsteigerungen von Healthineers partizipieren." Siemens bewerte ständig, ob die Tochter noch zum Konzern passe.
Siemens hält nach dem Börsengang von Siemens Healthineers vor vier Jahren noch 75 Prozent der Anteile. Das Paket ist 48 Milliarden Euro wert. Rund fünf Prozent sollen zur Finanzierung der Übernahme der US-Softwarefirma Altair verkauft werden - "vielleicht auch ein bisschen mehr", wie Finanzchef Ralf Thomas .
Quelle: ntv.de, jwu/rts