Qualcomm- und AMD-Rivale Intel will mit Lunar Lake im PC-Markt aufholen
03.09.2024, 20:42 Uhr Artikel anhören
Intel braucht dringend einen Gamechanger im Angebot. Die Konkurrenz ist dem einstigen Branchenriesen inzwischen voraus.
(Foto: picture alliance / SVEN SIMON)
Der US-Hersteller Intel hinkt beim Thema KI hinterher und hat auch im klassischen PC-Geschäft erheblich an Boden verloren. In beiden Fällen will der Konzern mit neuen Chip-Generationen deutlich aufholen. Dutzende Unternehmen haben demnach bereits Bestellungen abgegeben.
Intel will mit einer neuen Chip-Generation verlorenen Boden im PC-Markt zurückgewinnen. Das Prozessor-System mit dem Namen Core Ultra 200V sei leistungsstärker und effizienter als Chips der Rivalen Qualcomm und AMD, betonte der Konzern am Rande der Technik-Messe IFA am Funkturm in Berlin. Zudem setzt Intel darauf, dass die Prozessoren automatisch mit jeglicher Software für Windows-PC kompatibel sein sollen, da sie auf der eingespielten X86-Architektur basieren.
Erste Verbraucher-PC mit dem neuen Chip, der bisher vor allem unter dem Code-Namen Lunar Lake bekannt war, werden am 24. September in den Handel kommen und sind ab sofort vorbestellbar. Computer für Unternehmen sollen Anfang kommenden Jahres folgen. Rechner-Hersteller hätten Prozessoren für 80 verschiedene Geräte bestellt, teilte Intel mit. "Das zeigt, dass unsere Kunden von der Leistungsfähigkeit des Chips für den Einsatz in KI-Computern aller Art überzeugt sind." Bis Ende 2025 wolle Intel weltweit 100 Millionen KI-Rechner mit Prozessoren ausrüsten.
Das Unternehmen hat den KI-Trend bislang verschlafen und vor allem bei ertragsstarken Hochleistungsprozessoren für Server keine konkurrenzfähigen Produkte im Angebot. Hier beherrscht Nvidia etwa 80 Prozent des Weltmarktes. Intel will unter anderem mit einer neuen Generation seines KI-Prozessors "Gaudi" dagegenhalten.
Zudem war Intel zuletzt verstärkt im PC-Geschäft unter Druck geraten. Erst stieg Apple bei seinen Macs von Intel-Prozessoren auf Chip-Systeme aus eigener Entwicklung um, die auf der Architektur des britischen Halbleiter-Designers Arm basieren. Die Macbooks bekamen danach deutlich längere Batterielaufzeiten und wurden schneller. Zudem profitiert Apple jetzt davon, dass alle Geräte auf derselben Chip-Architektur laufen.
Intel legt massives Sparprogramm auf
Und als Microsoft in diesem Sommer eine besonders auf KI-Anwendungen ausgerichtete neue Computer-Kategorie mit dem Namen Copilot+PC auf den Markt brachte, kamen in den Geräten zunächst nur Chips vom Intel-Konkurrenten Qualcomm zum Einsatz. Lunar Lake war da noch nicht fertig. Auch Qualcomm setzt auf Arm-Architekturen und will schon lange Intel den Platz in Windows-Computern streitig machen.
Der einstige Halbleiter-Pionier holt nun zum Gegenschlag aus. So verwies Intel nicht nur darauf, dass Lunar-Lake-Chips beim Gaming eine bessere Leistung als die Konkurrenz von Qualcomm böten. In einem Seitenhieb hieß es auch, dass 23 PC-Spiele gar nicht mit Qualcomm-Chips funktioniert hätten. Angesichts der anderen Architektur muss Windows-Software für Arm-Computer entweder umgeschrieben werden oder mithilfe einer Übertragungssoftware laufen.
Zugleich werden neue KI-Funktionen von Copilot+PC für Käufer der neuen Computer mit Intel-Chips erst im November durch Updates des Windows-Betriebssystems verfügbar werden. Lunar Lake könnte ein Schlüssel-Produkt für die Zukunft von Intel werden. Der Konzern musste jüngst angesichts fortlaufender Verluste ein Sparprogramm mit dem Abbau von rund 15.000 Arbeitsplätzen auflegen. Laut einem Medienbericht werden auch noch drastischere Schritte wie die Aufgabe von Fabrikprojekten erwogen. Intel will unter anderem ein rund 30 Milliarden Euro teures Werk in Magdeburg bauen.
Ob es angesichts des Sparkurses dabei bleibt, ist weiter offen. "Wir investieren weiterhin in Bereiche, die für unser Geschäft von zentraler Bedeutung sind, um sicherzustellen, dass wir für langfristiges Wachstum gut positioniert sind." Das Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalts hofft auf eine Umsetzung des Projekts. "Als Land haben wir alles getan, um die Ansiedlung zu unterstützen. Intel hat uns bestätigt, dass es weiterhin an diesem Standort festhalten möchte."
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/rts