Wirtschaft

Langfristiges Anleihen-Harakiri Italien zahlt Rekordzinsen

Die Lage an den internationalen Finanzmärkten bleibt außerordentlich fragil. Italien kann Staatsanleihen im Volumen von zehn Milliarden Euro zwar platzieren, allerdings beträgt der Zinssatz bei sogenannten Zweijährigen 7,8 Prozent. Die Investoren fliehen auch aus portugiesischen Anleihen.

Wie lange kann Italien zu hohe Zinsen stemmen?

Wie lange kann Italien zu hohe Zinsen stemmen?

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Zinsen für italienische Staatsanleihen sind am Freitag auf ein Rekordhoch gestiegen. Wie geplant konnte die Regierung in Rom sich zwar an den Märkten zehn Milliarden Euro leihen, sie musste dafür aber für Anleihen mit einer Laufzeit von sechs Monaten 6,5 Prozent Zinsen zusagen. Bei der letzten Ausgabe solcher Anleihen am 26. Oktober hatte der Zinssatz noch bei 3,5 Prozent gelegen. Für Bonds mit einer Laufzeit von zwei Jahren musste Rom sogar 7,8 Prozent Zinsen zahlen - im Oktober waren es noch 4,6 Prozent gewesen.

Langfristig kann sich Italien solche Zinsen nicht leisten. Derzeit leidet die dritte Volkswirtschaft der Eurozone unter einer Schuldenlast von rund 1,9 Billionen Euro. Das entspricht 120 Prozent des italienischen Bruttoinlandsprodukts.

Auch hat weiter massive Probleme am Markt. In Reaktion auf die von der Ratingagentur Fitch auf Ramschstatus gesenkte Bonität flohen Investoren aus Anleihen des Landes. Der Kurs der zehnjährigen Papiere rutschte um 3,58 auf 51,01 Zähler ab. Die Rendite stieg auf 13,278 (spätes Vortagesgeschäft: 12,25) Prozent.

Fitch hatte die Kreditwürdigkeit Portugals vor dem Hintergrund der schwachen Wirtschaftslage auf BB+ gesenkt. Händlern zufolge kursierte nun die Angst, dass Portugal auf neuerliche Finanzspritzen angewiesen sein wird. Bislang hat der südeuropäische Staat Hilfszusagen über 78 Milliarden Euro von der Europäischen Union und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) erhalten.

Bundesbankchef bleibt gelassen

Insgesamt reagierten die Märkte hatten enttäuscht auf den in Straßburg reagiert. Anleger hatten gehofft, dass Deutschland seine ablehnende Haltung zu einem verstärkten Engagement der Europäischen Zentralbank (EZB) beim Aufkauf der Schulden von kriselnden Euro-Staaten aufgeben würde. Auch bei der Diskussion um Eurobonds hielt Merkel an ihrer Linie fest.

Dennoch sieht die Deutsche Bundesbank die EU-Kernländer in der Schuldenkrise nicht in Gefahr. "Weder wackelt Frankreich noch Österreich, die Zinsniveaus sind im historischen Vergleich nicht außergewöhnlich hoch", sagte Präsident Jens Weidmann der "Berliner Zeitung". Auch das Vertrauen der Finanzmärkte in Deutschland sei intakt. "Bundesanleihen werden an den Märkten nach wie vor bevorzugt, weil die Stabilitätsorientierung Deutschlands überzeugt", sagte Weidemann.

Jens Weidmann sieht die Lage Italiens nicht so dramatisch.

Jens Weidmann sieht die Lage Italiens nicht so dramatisch.

(Foto: dapd)

In dieser Woche war es Deutschland nicht gelungen, genügend Käufer für seine Anleihen zu finden. Doch "eine Auktion, in der nicht alle Anleihen zu Niedrigzinsen verkauft worden sind, darf man nicht überbewerten", sagte Weidmann. Die italienische Regierung zahlt inzwischen zwar sehr hohe Zinsen für Kredite. "Man muss aber nicht so tun, als sei ein Land wie Italien schon so gut wie pleite", sagte Weidmann. Das stehe in keinem Verhältnis zu einer fundierten wirtschaftlichen Analyse. Er sei "zuversichtlich, dass Italien auch mit einem Zins, der eine Weile über 7,0 Prozent liegt, umgehen kann".

Quelle: ntv.de, wne/AFP/rts/DJ

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