Wirtschaft

"Es läuft rund in den USA" "Job Report" ermöglicht Zinsschritte

Gemischte Daten aus dem "Job Report": Die Quote steigt, der Stellenaufbau fällt jedoch besser aus als erwartet.

Gemischte Daten aus dem "Job Report": Die Quote steigt, der Stellenaufbau fällt jedoch besser aus als erwartet.

(Foto: imago/UPI Photo)

Wie steht es um die US-Wirtschaft wirklich? Wie aus dem offiziellen Regierungsbericht zur Lage am Arbeitsmarkt hervorgeht, kommen im zurückliegenden Monat 215.000 neue Stellen hinzu. Die Arbeitslosenquote steigt von 4,9 auf 5,0 Prozent.

In den Vereinigten Staaten sind im März insgesamt 215.000 neue Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft entstanden. Der Stellenaufbau fiel damit laut Berechnungen der US-Regierung etwas stärker aus als erwartet. Im Vorfeld befragte Ökonomen hatten im Schnitt mit 205.000 neuen Jobs gerechnet.

Wie aus dem monatlich vorgelegten "Job Report" zur Lage am US-Arbeitsmarkt weiter hervorgeht, stieg die separat ermittelte Arbeitslosenquote allerdings um 0,1 Prozent auf 5,0 Prozent. Experten waren von einer unveränderten Quote ausgegangen.

"Es läuft rund in den USA", kommentierte Analyst Alexander Bühler von der VP Bank die Daten. Die Zahl der neu geschaffenen Stellen zeige, dass die US-Unternehmen ihren Optimismus nicht verloren hätten und "fleißig einstellen". In den vergangenen Jahren seien neue Stellen vor allem im Dienstleistungssektor geschaffen worden. Die nun einsetzende Erholung auch des verarbeitenden Gewerbes könne in den kommenden Monaten zu einem zusätzlichen Jobmotor werden.

25,43 Dollar pro Stunde

Konjunkturexperten und Börsianern suchen im Arbeitsmarktbericht vor allem nach neuen Hinweisen zur Zinspolitik der US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen nach Angaben aus Washington im März zum Vormonat um 0,28 Prozent oder 0,07 Dollar auf 25,43 Dollar. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum beläuft sich der Anstieg auf 2,3 Prozent.

Ein kräftiger Anstieg der Stundenlöhne, hieß es im Vorfeld, könne den Weg für weitere Zinserhöhungen freimachen. "Wenn das kommt, dürfte der Markt ernster über eine Zinserhöhung im Juni nachdenken", hatte ING-Analyst James Smith am Morgen erklärt. Je besser sich der Arbeitsmarkt entwickelt, desto wahrscheinlicher ist es, das die US-Notenbank Fed 2016 noch mehrmals den Zins anhebt.

Im Dezember hatten die US-Währungshüter den für den Dollarraum maßgeblichen Leitzins erstmals seit fast zehn Jahren wieder erhöht - auf 0,25 bis 0,5 Prozent. Fed-Chefin Janet Yellen bekräftigte zuletzt in einer an den Märkten viel beachteten Aussage, dass sie an ihrem Kurs behutsamer Zinserhöhungen festhalten wolle. Viele Experten gehen aktuell davon aus, dass die Währungshüter bis Jahresende lediglich zwei kleine Schritte beschließen werden.


(Hinweis für Mobilnutzer: Die Infografik zur US-Arbeitslosenquote finden Sie hier.)

"Alles in allem robust"

In den ersten Minuten nach der Veröffentlichung löste der Job Report an den Börsen teils kräftige Kursreaktionen aus: In Frankfurt am Main schien sich der deutsche Leitindex Dax wenig bewegt auf seinem niedrigen Niveau stabilisieren zu können. Der US-Dollar geriet zum Euro kräftig in Bewegung. Im Handel mit Edelmetallen rutschte der Weltmarktpreis für Gold deutlich ab. Die Feinunze verlor binnen Minuten etwas mehr als 12 Dollar.

"Alles in allem sind die Daten robust. Die Stellenzunahme und der Anstieg der Stundenlöhne haben die Erwartungen erfüllt", meinte ein Händler. Es habe per Saldo keine positive oder negative Überraschung gegeben.

Die US-Notenbank scheine derweil die solide Konjunkturentwicklung "bewusst kleinzureden", sagte VP-Bank-Analyst Bühler. Die Zinserhöhung im vergangenen Jahr sei aus ökonomischer Sicht nicht notwendig gewesen. Fed-Chefin Janet Yellen habe jedoch "viel zu oft von höheren Leitzinsen gesprochen, was eine Verschiebung ohne Gesichtsverlust unmöglich machte".

Zinserhöhung im Juni?

Die Währungshüter der Fed ruderten verbal nun zum falschen Zeitpunkt zurück, meinte der Analyst. Die konjunkturelle Situation sei besser als zum Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung, die Fed jedoch pessimistischer. Die Glaubwürdigkeit der US-Notenbank drohe damit zu erodieren. "Die Kommunikationspolitik der wichtigsten Notenbank der Welt war schon deutlich besser", sagt Bühler. Eine Zinserhöhung im Juni erscheine angesichts der guten Arbeitsmarktlage im März nach wie vor angebracht.

Der robuste Stellenaufbau in den USA setze sich im März fort und so dürften Konjunktursorgen tendenziell gemildert werden, bestätigten die Experten der Landesbank Helaba die Markteinschätzung der US-Daten. "Erfreulich ist zudem der stärker als erwartete Anstieg der Stundenlöhne", sagte die Helaba-Volkswirtin Viola Julien.

Während an den Märkten kaum Zinsfantasien bezüglich der Fed-Sitzung im April bestünden, könnten für den weiteren Jahresverlauf indes Anpassungen der Zinserwartungen nötig werden. Vor diesem Hintergrund dürften die weiteren US-Konjunkturdaten des Tages "hohe Beachtung finden", meinte Julien.

Zusätzliche Konjunktursignale

Wie aus den gegen 16.00 Uhr deutscher Zeit vorgelegten Konjunkturdaten hervorgeht, haben die Geschäfte der US-Industrie im März wieder zugelegt. Der ISM-Einkaufsmanagerindex kletterte um 2,3 auf 51,8 Punkte, teilte das Institute for Supply Management (ISM) auf Basis einer Unternehmensumfrage mit. Das Barometer liegt damit über der Schwelle von 50 Zählern, ab der es Wachstum signalisiert. Ökonomen hatten lediglich mit 50,7 Zählern gerechnet.

Auch die Aussichten sind gut: Die Aufträge legten so kräftig zu wie seit knapp anderthalb Jahren nicht mehr. Dagegen sank die Kauflaune der Verbraucher im März. Der Michigan-Index zum Konsumklima fiel um 0,7 auf 91,0 Punkte, gab die Universität zu Michigan nach endgültigen Berechnungen bekannt. Es fiel damit aber besser aus als zunächst ermittelt. Etwas schlechter läuft es auch in der Bauwirtschaft. Die Bauausgaben schrumpften im Februar überraschend um 0,5 Prozent. Ökonomen hatten hier ein Plus von 0,1 Prozent erwartet.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts

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