Bei Missbrauch für Bagatellfall Kassenärzte-Chef fordert Notaufnahme-Gebühr
12.04.2023, 00:53 Uhr Artikel anhören
Notärzte hatten zuletzt einen wachsenden Missbrauch der Notrufnummer 112 für Bagatellen beklagt.
(Foto: imago images/Michael Gstettenbauer)
Die Notaufnahmen der Kliniken klagen über eine Flut von Bagatellfällen. Mit einer Reform des Notrufs 112 will Gesundheitsminister Lauterbach Abhilfe schaffen. Für Patienten, die sich trotzdem zu Fuß auf den Weg ins Krankenhaus machen, schlägt Kassenärzte-Chef Gassen eine Strafgebühr vor.
Kassenärzte-Chef Andreas Gassen fordert eine Gebühr für Patienten, die künftig ohne vorherige telefonische Ersteinschätzung die Notaufnahme aufsuchen. Gassen sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, er begrüße außerdem die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, den Rettungsdienst unter 112 und den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116117 virtuell zusammenzuschalten, um dort eine Ersteinschätzung vorzunehmen und den Anrufenden anschließend richtig zu leiten.
"Wer weiterhin direkt in die Notaufnahme geht, ohne vorher die Leitstelle anzurufen, muss gegebenenfalls eine Notfallgebühr entrichten, denn das kostet die Solidargemeinschaft unterm Strich mehr Geld und bindet unnötig medizinische Ressourcen", forderte Gassen gegenüber dem RND. Es werde immer argumentiert, derartige Gebühren seien unsozial, sagte er. "Unsozial ist in meinen Augen jedoch, den Notdienst unangemessen in Anspruch zu nehmen und damit das Leben anderer Menschen zu gefährden", betonte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Und er fügte hinzu: "Wer noch selbst in eine Notaufnahme gehen kann, ist oft kein echter medizinischer Notfall."
Notruf soll Leitstelle vorgeschaltet werden
Notärzte hatten zuletzt einen wachsenden Missbrauch der Notrufnummer 112 für Bagatellen beklagt. Gerade Ältere riefen den Notruf an, statt niedergelassene Ärzte oder Pflegedienste zu kontaktieren, berichteten Experten auf einem Kongress Anfang März in Koblenz. Die "Gesundheitskompetenz der Bevölkerung" habe offensichtlich nachgelassen und viele Ältere fühlten sich hilflos, bilanzierte etwa der Vorsitzende der Bundesvereinigung der Arbeitsgemeinschaften der Notärzte Deutschlands, Florian Reifferscheid.
Gegen den Missbrauch des Notrufs schlägt eine Expertenkommission für die Bundesregierung neue integrierte Leitstellen vor. Wer im Notfall 112 oder die Bereitschaftsnummer 116117 wählt, soll zunächst eine telefonische oder telemedizinische Einschätzung bekommen. Das Personal könnte dann einen Rettungswagen rufen oder aber auch einen Termin in einer Arztpraxis, einer Notdienstpraxis oder einer Notaufnahme buchen.
Quelle: ntv.de, mau