Wirtschaft

Kleenex greift nach Listerine Kimberly-Clark übernimmt problembeladenen Konkurrenten Kenvue 

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Der Kleenex-Hersteller Kimberly-Clark kauft für fast 50 Milliarden Dollar zu.

Der Kleenex-Hersteller Kimberly-Clark kauft für fast 50 Milliarden Dollar zu.

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Die Eigenständigkeit war am Ende nur kurz: Nach nur gut zwei Jahren schlüpft Kenvue wieder unter das Dach eines Konkurrenten. Die frühere Johnson & Johnson-Tochter war zuletzt mit seinem Mittel Paracetamol ins Visier von US-Präsident Trump geraten.

In der Konsumgüterbranche bahnt sich ein Mega-Deal an. So will der Konzern Kimberly-Clark den Konkurrenten Kenvue übernehmen und damit einen neuen Riesen im Geschäft mit Gesundheits- und Pflegeprodukten schmieden. Bei dem Deal wird Kenvue mit rund 48,7 Milliarden Dollar bewertet, wie beide Unternehmen mitteilten. Zu Kimberly-Clark gehören Marken wie Kleenex-Taschentücher und Huggies-Windeln. Kenvue, die frühere Konsumgütersparte von Johnson & Johnson, ist für Produkte wie Listerine-Mundspülung, Neutrogena-Hautpflege und o.b.-Tampons bekannt.

Kimberly-Clark Corporation
Kimberly-Clark Corporation 89,12

Die Aktionäre von Kenvue sollen 3,50 Dollar in bar sowie 0,14625 Kimberly-Clark-Aktien für jedes ihrer Papiere erhalten. Dies entspricht einem Gesamtwert von 21,01 Dollar je Aktie, basierend auf dem Schlusskurs von Kimberly-Clark vom 31. Oktober. Nach Abschluss der Transaktion sollen die bisherigen Kimberly-Clark-Aktionäre etwa 54 Prozent und die Kenvue-Anteilseigner rund 46 Prozent an dem neuen Konzern halten.

Kimberly-Clark will den Baranteil unter anderem durch neue Schulden und Erlöse aus dem Verkauf eines Geschäftsbereichs finanzieren. Der Abschluss des Deals wird für das zweite Halbjahr 2026 erwartet, sofern die Aktionäre beider Firmen und die Aufsichtsbehörden grünes Licht geben.

Die Aktien von Kenvue legten im vorbörslichen Handel an der Wall Street um 18 Prozent zu, während die Anteilsscheine von Kimberly-Clark unter Druck gerieten und 12,5 Prozent verloren.

"Wir freuen uns, zwei ikonische Unternehmen zusammenzubringen, um einen globalen Marktführer für Gesundheit und Wellness zu schaffen", erklärte Kimberly-Clark-Chef Mike Hsu. Das kombinierte Unternehmen umfasse ein Portfolio sich ergänzender Produkte, darunter zehn Marken mit einem Jahresumsatz von jeweils mehr als einer Milliarde Dollar. Die Konzerne erwarten durch den Zusammenschluss Synergien von insgesamt 2,1 Milliarden Dollar pro Jahr. Der fusionierte Konzern soll einen Jahresumsatz von rund 32 Milliarden Dollar erreichen. Geführt werden soll er vom bisherigen Kimberly-Clark-Chef Hsu und seinen Sitz am Hauptsitz von Kimberly-Clark in Irving im US-Bundesstaat Texas haben.

Die Aktien von Kenvue standen unter immensem Druck, nachdem US-Präsident Donald Trump gewarnt hatte, dass Acetaminophen - der Wirkstoff in Tylenol (Paracetamol) - eine mögliche Ursache für Autismus sei. Der Interims-Chef von Kenvue, Kirk Perry, habe geglaubt, einen Weg gefunden zu haben, mit der Trump-Regierung zusammenzuarbeiten, doch dann sei alles aus dem Ruder gelaufen, hatte das "Wall Street Journal" bereits berichtet. Kenvue hat die Behauptungen als unbegründet bezeichnet und sich besorgt über die Verbreitung von Falschinformationen gezeigt. Schon davor stand Kenvue unter dem Druck aktivistischer Investoren, die das Unternehmen zu einem Verkauf drängen wollten. Kenvue hatte mit Bankern zusammengearbeitet, um alle strategischen Optionen zu prüfen

Der Übernahme ging eine längere strategische Überprüfung bei Kenvue voraus. Das Unternehmen hatte im Sommer mit einem schwächelnden Geschäft, insbesondere bei Hautpflegemarken wie Neutrogena, zu kämpfen und daraufhin seine Jahresprognose gesenkt. Zudem tauschte Kenvue im Juli seinen Vorstandschef aus. Analysten und Investoren hatten dies bereits als Vorbereitung für einen möglichen Verkauf des gesamten Unternehmens oder von Teilen davon gewertet.

Kenvue sah sich noch mit einer Klage in Großbritannien konfrontiert, in der Kenvue die Verwendung von talkhaltigem Johnson's Baby Powder vorgeworfen wird, welches bei Menschen Krebs verursacht haben soll. Kenvue erklärte, talkhaltiges Puder sei sicher und verursache keinen Krebs. Die neue Klage hat jedoch bei Investoren die Sorge geweckt, dass das Unternehmen für Haftungskosten aufkommen müsse. Kenvue verkauft kein talkhaltiges Puder mehr und verwendet stattdessen Maisstärke.

Kenvue war 2023 von Johnson & Johnson an die Börse gebracht worden. Der Schritt sollte es dem ehemaligen Mutterkonzern ermöglichen, sich auf sein Geschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten und Medizintechnik zu konzentrieren.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ

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