Wirtschaft

Buhlen um Londons Geldhäuser Kommt die Gesetzesänderung für Banker?

Der Finanzplatz Frankfurt wartet: Bis Ende März 2019 soll der Austritt Großbritanniens aus der EU vollzogen sein. Viele Banken in London suchen neue Standorte.

Der Finanzplatz Frankfurt wartet: Bis Ende März 2019 soll der Austritt Großbritanniens aus der EU vollzogen sein. Viele Banken in London suchen neue Standorte.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Berlin will Finanzinstituten in London einen Umzug nach Deutschland mit attraktiven Rahmenbedingungen schmackhaft machen. Aber die geplante Lockerung im Kündigungsschutz für Führungskräfte der Branche lässt auf sich warten. Langsam wird die Zeit knapp.

Im Buhlen um Brexit-Banker wollte Deutschland eigentlich seinen strengen Kündigungsschutz lockern. So hat es die Berliner Regierung zumindest in ihrem Koalitionsvertrag festgelegt. Doch noch ist ungewiss, ob die Gesetzesänderung rechtzeitig vor dem britischen EU-Austritt kommt. "Die konkreten Ausarbeitungen hierzu bleiben abzuwarten", teilte das Bundesarbeitsministerium mit.

Um Londoner Banken einen Umzug nach Deutschland und insbesondere an den Finanzplatz Frankfurt schmackhafter zu machen, hatten CDU, CSU und SPD festgeschrieben, sich für "attraktive Rahmenbedingungen am Finanzplatz Deutschland" einzusetzen. Der britische EU-Austritt zwingt Banken am Finanzplatz London, sich umzuorientieren. Die Regierungspartner streben an, sogenannte Risikoträger "im Kündigungsschutzgesetz leitenden Angestellten gleichzustellen".

Als Risikoträger gelten zum Beispiel Geschäftsleiter, Bereichsleiter, Leiter Recht und Finanzen oder Angestellte mit hohem Handelsvolumen. Von solchen Mitarbeitern sollen sich Banken dann auch ohne Vorliegen von Kündigungsgründen gegen Zahlung einer Abfindung trennen dürfen. Greifen würde die geplante Neuregelung für Bank-Mitarbeiter, deren Grundvergütung mehr als das Dreifache der Beitragsbemessungsgrenze in der gesetzlichen Rentenversicherung beträgt. Für Westdeutschland sind dies derzeit auf Jahressicht 234.000 Euro.

Sonderkündigungsrecht nur für Banker?

Wie viele Mitarbeiter betroffen wären, lasse sich derzeit nicht abschätzen, erklärte das hessische Finanzministerium. "Fest steht aber: Die vereinbarte Flexibilisierung zielt nur auf einen kleinen Kreis von Spitzenverdienern ab. Für alle anderen bleibt der Kündigungsschutz unangetastet", betonte ein Sprecher. "Man kann durchaus darüber nachdenken, dass Menschen, die sehr viel verdienen, nicht den gleichen Kündigungsschutz brauchen wie ein normaler Arbeitnehmer", sagte der Frankfurter Arbeitsrechtler Hans-Peter Löw. "Wenn man den Kündigungsschutz lockert, muss das allerdings für alle Branchen gelten. Ein Sonderkündigungsrecht für Banker halte ich für verfassungswidrig."

Löw betonte: "Es gibt keinen Grund, warum jemand, der in einer Bank arbeitet, leichter zu kündigen sein sollte als jemand, der in der Industrie arbeitet." Ohnehin wird die Zeit knapp, mögliche Änderungen im deutschen Kündigungsschutzgesetz noch bis zum Brexit in Kraft zu setzen. Bis Ende März 2019 soll der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union vollzogen sein.

Hessens Finanzminister Thomas Schäfer, der sich wie der Bankenverband BdB für Lockerungen im Kündigungsschutz einsetzt, äußerte sich jüngst optimistisch: "Ich bin zuversichtlich, dass es zu einer Umsetzung kommt", sagte der CDU-Politiker der "Börsen-Zeitung". "Es macht ja keinen Sinn, die Sache erst nach dem formalen Ausscheiden Großbritanniens aus der EU auf den Weg zu bringen. Entscheidend ist, in den nächsten Monaten noch verbliebene Details zu klären. Der Rest ist dann Gesetzgebungstechnik. Das sollte möglich sein", sagte Schäfer.

Christian Hoefs, Arbeitsrechtspartner in der Kanzlei Hengeler Mueller, teilt den Optimismus: "Wenn der Gesetzgeber jetzt beginnen würde, könnte die Neuregelung in zwei bis drei Monaten stehen." Hoefs meint zudem: "Selbst wenn eine Neuregelung erst nach dem britischen EU-Austritt in Kraft treten würde, hätte das noch seinen Sinn. Denn viele Banken haben die Standortfrage ja noch nicht abschließend entschieden."

Die meisten Banken haben allerdings bereits die Weichen für ihre Aufstellung nach dem Brexit gestellt. Derzeit sieht es nicht so als, als würden in Frankfurt Tausende neue Bankerjobs entstehen.

Quelle: ntv.de, Von Jörn Bender, dpa

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