Wirtschaft

ZEW-Index legt unerwartet zu "Lage schlechter, Erwartungen stabilisieren sich"

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Führende Wirtschaftsforscher haben ihre Prognosen zuletzt gesenkt.

Führende Wirtschaftsforscher haben ihre Prognosen zuletzt gesenkt.

(Foto: picture alliance/dpa)

"Die Konjunktur erholt sich - die Frage ist nur, wie schnell." Mit diesen Worten fasst das ZEW die aktuelle Stimmung von Finanzexperten zusammen. Denn die US-Zölle bergen weiter viele Unsicherheiten. Doch vor allem ibn der Automobilbranche sowie die Chemie- und Pharmaindustrie steigt der Optimismus

Börsianer blicken trotz der Konjunkturflaute überraschend optimistisch auf die deutsche Wirtschaft. "Die Erwartungen stabilisieren sich, die Lage hat sich dagegen verschlechtert", erklärte ZEW-Präsident Achim Wambach. "Die Risiken sind weiterhin beachtlich, denn die Unsicherheit bezüglich der US-Zollpolitik sowie des deutschen 'Herbsts der Reformen' bleibt bestehen."

Das Barometer für die Konjunkturaussichten in den kommenden sechs Monaten stieg im September um 2,6 auf 37,3 Punkte. Das teilte das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu seiner Umfrage unter 182 Investoren und Analysten mit. Ökonomen hatten dagegen einen Rückgang erwartet. Im August war der an den Finanzmärkten stark beachtete Indikator infolge des Zollabkommens zwischen den USA und der EU eingebrochen.

"Die Konjunktur erholt sich - die Frage ist nur, wie schnell", sagte der Deutschland-Chefvolkswirt von Deutsche Bank Research, Robin Winkler. Das ZEW warnt vor übertriebenem Optimismus. "Die Risiken sind weiterhin beachtlich", sagte ZEW-Chef Wambach. Trotz der hohen Zollhürde verbesserten sich dem ZEW zufolge "die Aussichten für exportorientierte Branchen, die zuletzt einen Einbruch erlebt haben". Am meisten profitieren demnach die Automobilbranche sowie die Chemie- und Pharmaindustrie.

Die aktuelle Konjunkturlage wird von den Börsianern dagegen erneut schlechter bewertet. Dieses Barometer sank um 7,8 auf minus 76,4 Punkte. "Über dem Wirtschaftswachstum stehen auf kurze Sicht damit weiter dunkle Wolken", sagte dazu der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. "Solange sich die Rahmenbedingungen hierzulande nicht ändern, werden Konjunkturhoffnungen wohl eher verpuffen." Die Weltwirtschaft könnte das verhindern, wäre sie durch Zölle und Geopolitik derzeit nicht so sehr gebeutelt.

Führende Institute haben ihre Herbstprognose für Europas größte Volkswirtschaft gesenkt. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) etwa rechnet für das laufende Jahr nur noch mit einem Mini-Wachstum von 0,1 Prozent in Deutschland, nachdem im Juni noch 0,3 Prozent geschätzt worden waren. Für 2026 wurde die Prognose von 1,6 auf 1,3 Prozent gestutzt. "Die Triebkräfte für einen selbsttragenden Aufschwung sind weiterhin schwach", sagte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths. "Ohne ambitionierte Strukturreformen dürften die fiskalischen Impulse über konjunkturelle Strohfeuereffekte kaum hinauskommen."

Quelle: ntv.de, jwu/rts/AFP

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