Wirtschaft

Österreicher Pierer übernimmt Leoni sieht letzte Chance - Anleger fliehen panisch

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Vor gut fünf Jahren war eine Aktie des Autozulieferers Leoni noch mehr als 60 Euro wert. Seitdem geht es bergab. Misswirtschaft führte das Unternehmen in den Ruin. Ein Rettungsversuch scheiterte. Ein neues Konzept sieht den harten Schnitt vor: Aktionäre verlieren alles.

Einer der großen Autozulieferer in Deutschland, die Nürnberger Leoni AG, kämpft um ihr finanzielles Überleben. Im Rahmen eines spektakulären Finanzierungskonzeptes sollen die Aktionäre ihr gesamtes Geld verlieren und das Unternehmen von der Börse genommen werden. Nach dem Kapitalschnitt will der österreichische Unternehmer Stefan Pierer (KTM), bisher schon einer der größeren Leoni-Aktionäre, mit frischem Kapital in Höhe von 150 Millionen Euro einsteigen, teilte Leoni mit. Pierer werde mit 708 Millionen Euro knapp die Hälfte der Schulden von den Finanzgläubigern übernehmen. Der Rest der Verbindlichkeiten bleibt bei Leoni. Die Aktien stürzten nach der Mitteilung um 87 Prozent auf 36 Cent ab. Ende Januar 2018 war das Papier noch mehr als 64 Euro wert.

"Bei diesem finanziellen Sanierungskonzept handelt es sich aus Sicht des Vorstandes der Leoni AG um die einzige verbleibende Sanierungslösung", teilte Leoni weiter mit. Nach dem Plan wäre die Finanzierung des Unternehmens bis 2026 gesichert. Die Gremien der Gläubigerbanken und die Bundesländer Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, sowie der Bund als Bürgen müssen noch zustimmen. Banken und Schuldscheingläubiger sollen an späteren Gewinnen von Leoni beteiligt werden und so die Chance bekommen, wenigstens einen Teil der 708 Millionen Euro zurückzubekommen, auf die sie vorerst verzichten sollen.

Wenn das Konzept beschlossen wird, stehen die Aktionäre der Leoni AG am Ende mit leeren Händen da. Da nicht angenommen werde, dass eine Hauptversammlung mit ausreichender Mehrheit zustimmen werde, soll das Konzept auf der Grundlage des neuen Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetzes durchgesetzt werden.

Mit Expansionskurs übernommen

Leoni stellt mit weltweit mehr als 100.000 Mitarbeitern Kabel- und Netzwerklösungen für die Autoindustrie her, darunter Kabelbäume. 2022 setzte Leoni knapp 5,1 Milliarden Euro um. In den vergangenen Jahren war das Unternehmen immer wieder ins Taumeln geraten, musste zeitweise auch auf staatliche Hilfen zurückgreifen. Das Unternehmen hatte mit einem Expansionskurs über Jahre Milliardenschulden angehäuft, die den Konzern zu erdrücken drohten. Ein Teilverkauf, der 400 Millionen Euro in die Kassen spülen und maßgeblich zur Entschuldung beitragen sollte, war Ende vergangenen Jahres geplatzt und führte zu der akuten Notlage. Der thailändische Käufer für die Kabel-Sparte, Stark Corp, war in letzter Minute abgesprungen.

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Das Unternehmen betont, dass es sein Geschäftsmodell für solide hält und der Grund für die Schieflage vor allem in der hohen Schuldenlast zu suchen sei. Dennoch hatte Vorstandschef Aldo Kampf mitten in der Krise Ende Januar das Nürnberger Unternehmen verlassen und sich einer neuen Aufgabe als Vorstandschef von AMS-Osram gewidmet.

Den Kapitalschnitt hatte Leoni bereits im Februar als wohl notwendige Lösung angekündigt - damals allerdings erklärt, die Aktienwerte für die Aktionäre würden "weitgehend" verwässert. Nun soll das Grundkapital komplett auf Null gesetzt werden. Leoni werde eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen, kündigte das Unternehmen weiter an. Der Vorstand werde vorsorglich den Verlust in Höhe von mehr als der Hälfte des Grundkapitals anzeigen.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa/rts

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