Wirtschaft

Franzosen wollen Führungsrolle Machtkampf um Kampfjet der Zukunft eskaliert

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Das 2017 von Berlin und Paris ins Leben gerufene FCAS-Programm soll langfristig bei den französischen Luftstreitkräften das Kampfflugzeug Rafale ablösen.

Das 2017 von Berlin und Paris ins Leben gerufene FCAS-Programm soll langfristig bei den französischen Luftstreitkräften das Kampfflugzeug Rafale ablösen.

(Foto: picture alliance / PIXSELL)

Das europäische Kampfjet-Programm FCAS steht auf der Kippe. Frankreichs Flugzeugbauer Dassault pocht auf eine Führungsrolle – und droht mit einem Alleingang. Deutschland prüft derweil Alternativen. Der Streit könnte das 100-Milliarden-Euro-Vorhaben endgültig zum Scheitern bringen.

Das ehrgeizige europäische Kampfjet-Projekt Future Combat Air System (FCAS) droht zu scheitern. Das 100-Milliarden-Euro-Vorhaben hat sich bereits in der Vergangenheit immer wieder wegen Streitigkeiten zwischen den beteiligten Industrieunternehmen verzögert. Federführend in Frankreich ist Dassault Aviation, in Deutschland Airbus und in Spanien Indra. Nun droht der französische Flugzeugbauer mit einem Alleingang.

Airbus Group
Airbus Group 194,28

"Die Deutschen können sich beschweren, aber hier wissen wir, wie das geht. Wenn sie es allein machen wollen, sollen sie es tun", sagte Vorstandschef Eric Trappier bei der Eröffnung einer Fabrik in Cergy bei Paris. Auf die Frage, ob Dassault ein Kampfflugzeug der sechsten Generation eigenständig bauen könne, antwortete Trappier mit "Ja". Dies sei jedoch eine Entscheidung der französischen Regierung.

Das 2017 von Berlin und Paris ins Leben gerufene FCAS-Programm soll langfristig bei der deutschen Luftwaffe den Eurofighter Typhoon und bei den französischen Luftstreitkräften das Kampfflugzeug Rafale ablösen. Dabei soll der Kampfjet von Drohnen begleitet werden, die über eine Datenwolke miteinander verbunden sind. Das Kampfflugzeug der sechsten Generation, das 2040 auf den Markt kommen soll, soll zudem mit Tarnkappentechnik ausgestattet sein.

Bundesregierung soll bereits Alternativen prüfen

Das Vorhaben ist von Anfang an von einem Streit überschattet. Im Kern geht es bei dem deutsch-französischen Gezerre um Zuständigkeiten immer um Fragen des geistigen Eigentums und künftige Exportaussichten. Nach den bisherigen Vereinbarungen sollen sich Frankreich, Deutschland und Spanien jeweils zu einem Drittel an der Entwicklung beteiligen. Berichten zufolge strebt Dassault nun aber 80 Prozent an. Das kommt für Deutschland nicht infrage. Trappier hat in der Vergangenheit bereits mehrfach erkennen lassen, dass er für sein Unternehmen eine größere Führungsrolle vorsehe.

"Wir sind absolut offen für eine Zusammenarbeit, auch mit den Deutschen, aber wir bitten nur um eine Kleinigkeit: Geben Sie uns die Möglichkeit, das Programm zu leiten", sagte Dassault-Chef Trappier in Paris. Er werde nicht akzeptieren, dass technische Aspekte in einer Dreierrunde entschieden würden. "Ich will, dass der 'beste Athlet' entscheidet."

Medienberichten zufolge prüft die Bundesregierung bereits Alternativen mit Großbritannien, das ein konkurrierendes Projekt betreibt, sowie mit Schweden. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius sagte, es gebe keine Gespräche dieser drei Länder dazu.

Pattsituation löst Besorgnis aus

Die französische Regierung erklärte am Sonntag in einer Stellungnahme, dass sie sich gemeinsam mit Deutschland und Spanien "voll und ganz" dafür engagiere, bis Ende des Jahres eine "für alle Seiten akzeptable Lösung" für die nächste Phase des FCAS zu finden. Das französische Verteidigungsministerium lehnte eine Stellungnahme ab.

Eine mit der Situation in Berlin vertraute Person erklärte laut einem Bericht der "Financial Times" vergangene Woche, dass die Fortsetzung des FCAS nach wie vor die bevorzugte Option sei, sofern die Streitigkeiten mit Dassault beigelegt werden könnten.

Die Pattsituation zwischen Berlin und Paris hat bei den Airbus-Mitarbeitern in Deutschland derweil Besorgnis ausgelöst. "Die Mitarbeiter wollen Klarheit", zitiert das "Handelsblatt" den Vorsitzenden des Betriebsrats von Airbus Defence and Space Thomas Pretzl. Es müsse bald eine Entscheidung darüber getroffen werden, wie es mit FCAS weitergeht. Seiner Einschätzung zufolge wird FCAS ohne Dassault zustande kommen. "Es gibt attraktivere und geeignetere Partner in Europa."

Quelle: ntv.de, jki/rts/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen