Gericht gibt Rumänen Recht Mall of Berlin muss Lohn nachzahlen
10.04.2015, 19:35 Uhr
Schickes Shopping, schlechte Bezahlung: Die Mall of Berlin hat Arbeiter um ihren Lohn geprellt, hat nun ein Gericht entschieden.
(Foto: imago/Reiner Zensen)
Die Mall of Berlin ist eine der ganz schicken neuen Einkaufszentren der Hauptstadt. Beim Bau mussten sich Arbeiter jedoch mit menschenunwürdigen Bedingungen abfinden - und wurden unzureichend bezahlt. Ein Gericht gibt den Geprellten nun Recht.
Nicolae Molcosa kauert im Berliner Arbeitsgericht auf dem Stuhl. In zwei großen Tragetaschen finden seine wenigen Habseligkeiten Platz. Pullover und eine Flasche Wasser ragen aus den Tüten. Der Rumäne ist derzeit obdachlos und will sich ausstehenden Lohn einklagen. Molcosa arbeitete auf der Baustelle des großen Berliner Einkaufszentrums "Mall of Berlin" am Leipziger Platz. Er ist nicht der einzige Bauarbeiter, der sich um sein Gehalt betrogen sieht.
Im Raum 213 geht es an diesem Freitag um zwei Rumänen, die bei einem Subunternehmen angestellt waren und noch immer auf ihr Geld warten. Die Verhandlung dauert nur wenige Minuten. Dreimal ruft Richter Andreas Rook Vertreter der verklagten Baufirma auf. Es bleibt ruhig im Flur. "Das kann auch Taktik sein", vermutet Rechtsanwalt Sebastian Kunz, der die Arbeiter vertritt. Die Anwälte des Unternehmens erscheinen nicht.
Kunz beantragt deshalb ein sogenanntes Versäumnisurteil, das Gericht folgt dem Antrag. Das Urteil werde eine Woche nach Zustellung wirksam, sofern es keinen Einspruch gebe, sagt ein Gerichtssprecher danach. Er rechnet damit, dass es in der kommenden Woche zugestellt wird.
Den beiden Bauarbeitern stünde damit der Mindestlohn zu. Im Fall von Molcosa sind es nach Angaben seines Anwalts 1200 Euro, im Fall des anderen Rumänen 4400 Euro.
33.000 Euro an Löhnen nicht gezahlt
Die Bauarbeiter hätten über Monate ihren versprochenen Lohn von fünf Euro die Stunde nicht erhalten, erläutert der Anwalt. Kunze vertritt insgesamt sieben rumänische Bauarbeiter. Er habe hart auf der Baustelle arbeiten müssen, sagt Molcosa nach der Verhandlung. "Wir sind wie Tiere behandelt worden", lässt er übersetzen. Ihm und seinen Landsleuten sei der Zugang zu Wasser verwehrt worden. "Wir wurden wohl deshalb anders behandelt, weil wir nicht die deutsche Sprache verstanden", erzählt er. Von Diskriminierung wollte er jedoch nicht sprechen: "Wir haben aber keine Informationen über unsere Rechte erhalten."
Das Einkaufszentrum mit 270 Geschäften war Ende September 2014 eröffnet worden. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hatte Ende Oktober zwei Baufirmen vorgeworfen, 18 Arbeiter teilweise nicht bezahlt zu haben. Die Gewerkschaft schätzte, dass etwa 33.000 Euro an Löhnen ausstehen. Ein Erfolg vor Gericht wäre aus Sicht des DGB ein wichtiges Signal. "Vor allem der Bau ist anfällig für Schwarzarbeit", erläuterte eine Sprecherin.
Der Bauherr des Einkaufszentrums versicherte damals, die von seiner Seite beauftragte Baufirma sei überpünktlich bezahlt worden. Dass die beschuldigte Firma nicht vor dem Arbeitsgericht erschien, deutet Molcosa so: "Sie denkt wohl, dass sie über dem Gesetz steht." Der Rumäne aus der Nähe von Bukarest will seinen Lohn, so er ihn bekommt, als Startkapital nutzen und sich in Berlin eine Wohnung suchen und wieder Arbeit finden.
Quelle: ntv.de, Christian Thiele, dpa