Wirtschaft

"Keine Anzeichen einer Erholung" Materialmangel hat Großteil der Industrie fest im Griff

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Für die nächsten Monate sieht das Ifo-Institut Anzeichen für eine weiterhin eine angespannte Lage bei der Beschaffung wichtiger Werkstoffe.

(Foto: IMAGO/Robert Poorten)

Erst die Corona-Pandemie, dann der Ukraine-Krieg: Die internationalen Krisen beeinflussen Lieferketten und Produktion dauerhaft. Der deutschen Industrie fehlt es an Material. Vor allem in den Kernbranchen sind betroffen.

Der Materialmangel bleibt für Deutschlands Industrieunternehmen laut Umfrage ein großes Problem: Fast drei Viertel (73,3 Prozent) der Firmen meldeten im Juli Engpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten, wie das Ifo-Institut in München mitteilte. Im Juni waren es 74,1 Prozent. "Neben der grundsätzlichen Knappheit bei elektronischen Komponenten tragen weiterhin auch Probleme in der weltweiten Logistik, insbesondere im Schiffsverkehr, zu den Beschaffungsproblemen bei", erklärte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe.

Vor allem in den Kernbranchen der deutschen Industrie ist die Lage demnach weiterhin kritisch: In der Elektroindustrie, dem Maschinenbau und in der Automobilbranche berichteten rund 90 Prozent der Unternehmen, dass sie nicht alle Materialien und Vorprodukte bekommen. "Für die nächsten Monate gibt es keine Anzeichen einer deutlichen Erholung bei der Beschaffung wichtiger Werkstoffe", sagte Wohlrabe.

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Deutlich verschärft hat sich die Lage laut Ifo-Umfrage bei den Getränkeherstellern: 70,5 Prozent der Unternehmen waren im Juli betroffen, nach 47,9 Prozent im Juni. Entspannt habe sich dagegen die Situation in der Bekleidungsindustrie. Hier berichteten noch 64,1 Prozent über Engpässe, nach 81,7 Prozent im Juni. Den geringsten Anteil mit 30,5 Prozent meldeten die Metallerzeugung und -bearbeitung.

Ebenso wie die Industrie teilt auch die Baubranche ein ähnliches Schicksal. Einer Ifo-Umfrage zufolge werden zurzeit ungewöhnlich viele Projekte storniert. Beim Hochbau betrug der Anteil der betroffenen Unternehmen im Juni 11,5 Prozent, im Tiefbau waren es 9,0 Prozent. Die Größenordnung sei vergleichbar mit dem Corona-Schock im Frühjahr 2020. Die Auftragsbücher seien im Mittel zwar weiterhin "prall gefüllt", erklärte Ifo-Forscher Felix Leiss. Doch es fehle vielerorts an Material: 47,1 Prozent der Hochbauunternehmen meldeten im Juni Lieferengpässe, im Tiefbau waren es 39,7 Prozent.

Quelle: ntv.de, mba/AFP

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