Börse reagiert begeistert Milliardär will Hälfte von Thyssens Stahlsparte übernehmen
29.09.2023, 08:10 Uhr Artikel anhören
Ein Hochöfner bei der Arbeit.
(Foto: Rolf Vennenbernd/dpa/Symbolbild)
Der Industriekonzern Thyssenkrupp verhandelt Insidern zufolge intensiv über einen Teilverkauf seiner Stahlsparte an den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky. Die Gespräche seien bereits fortgeschritten. An der Börse sorgen die Gerüchte für Begeisterung.
Bei der Stahlsparte des Industriekonzerns Thyssenkrupp könnte einem Pressebericht zufolge bald der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky einsteigen. Vertreter des Industriekonzerns führten mit diesem vertiefte Gespräche, berichtete das "Handelsblatt". Nach derzeitigem Stand solle Kretinsky einen Anteil von 50 Prozent an der Sparte erhalten und die Thyssenkrupp AG in gleicher Höhe beteiligt bleiben. Kretinsky strebe aber keine Kontrolle an, sagte einer der Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Thyssenkrupp und ein Sprecher Kretinskys lehnten einen Kommentar ab.
An der Börse sorgte der Bericht für Begeisterung. Die Thyssenkrupp-Aktie sprang kurz vor Handelsschluss am Donnerstagabend kräftig nach oben und beendete den Handel sechseinhalb Prozent höher. Insidern zufolge ist Kretinsky bereits seit längerer Zeit mit Thyssenkrupp über einen Einstieg bei der Stahltochter im Gespräch. Der neue Thyssenkrupp-Chef Miguel Lopez treibe die Verhandlungen voran, hieß es. Schon dessen Vorgängerin Martina Merz hatte die Stahlsparte mit rund 27.000 Beschäftigten zur Disposition gestellt.
Von der Beteiligung des tschechischen Unternehmers verspreche sich die Führung von Thyssenkrupp einen Zugang zu günstigem Strom, hieß es in dem Bericht weiter. Kretinsky kontrolliert die ostdeutschen Braunkohleverstromer Mibrag und Leag und plant zudem den Bau von Solar- und Windkraftparks, mit deren Leistung die Stahlwerke mit "grünem" Strom versorgt werden könnten.
Den bisherigen Überlegungen zufolge würden der Konzern und Kretinskys Firma EP Holding das Stahlgeschäft zusammen führen. "Damit geben wir Sicherheit, dass Thyssenkrupp Steel langfristig bestehen wird", zitiert das "Handelsblatt" aus dem Umfeld von Beteiligten. Sollte es zu finanziellen Engpässen kommen, stünden zukünftig zwei Eigner bereit, um Kapital nachzuschießen.
Auch die Arbeitnehmervertreter hatten sich offen für Gespräche mit Kretinsky und seiner Holding EPH gezeigt. "Gegen Milliardäre haben wir nichts. Wenn sie das Geld in Stahl investieren, freuen wir uns", hatte Anfang des Monats Konzernbetriebsratschef Tekin Nasikkol gesagt. Bislang habe man von dieser Seite aber nichts gehört. Grundsätzlich sei man offen für Gespräche. "Wir können uns auch durchaus vorstellen, weiter im Konzern zu bleiben."
Quelle: ntv.de, tno/dpa/rts