Wirtschaft

US-Wahl birgt Gefahr für Europa Mit Donald Trump bleiben die Zinsen hoch

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Für die Mehrheit der Ökonomen ist ein US-Präsident Donald Trump die größte Gefahr für Wachstum und sinkende Zinsen..

Für die Mehrheit der Ökonomen ist ein US-Präsident Donald Trump die größte Gefahr für Wachstum und sinkende Zinsen..

(Foto: AP)

Obwohl die Inflation sinkt, dürfte die Zinswende bei der EZB sehr zögerlich weitergehen. Denn die größte Gefahr für Europas Wirtschaft sind nicht länger Lieferengpässe, Preissteigerungen oder die Abkehr vom russischen Gas. Sondern politische Risiken.

Schlechte Nachrichten für Anleger: Trotz abflauender Inflation wird es wohl noch eine ganze Weile dauern, bis die Notenbanker drastisch auf die Zinsbremse treten und den Leitzins weiter spürbar senken. Denn aus Sicht der Ökonomen, die die Finanzagentur Bloomberg dazu befragt hat, dürften die Euro-Währungshüter angesichts einer Fülle von unwägbaren politischen Risiken wohl eher übervorsichtig statt allzu forsch beim Ausstieg aus der historischen Zinsanhebungsphase vorgehen.

Im Juni hatte die EZB zwar schon die Zinswende eingeleitet und erstmals seit fünf Jahren den Leitzins auf 4,25 Prozent gesenkt, statt ihn anzuheben. Doch so sehr es sich Börsianer und Investoren auch wünschen mögen: Das heißt nicht, dass es am kommenden Donnerstag in der letzten Sitzung vor der Sommerpause einfach so weitergeht. Im Gegenteil.

Laut Bloomberg gehen die Experten davon aus, dass die Notenbanker bis September erst einmal eine Pause einlegen. Und es dann noch bis Herbst 2025 dauern wird, bis der Leitzins wieder auf erträglichere 2,5 Prozent gesunken ist.

Trump wirft seinen Schatten auf Europa

Das liegt vor allem daran, dass die Entwicklung der Wirtschaft immer schwerer vorherzusehen ist. Eigentlich schauen die EZB-Experten bei ihren Entscheidungen auf die Daten der Lohn- und Preisentwicklung: langfristig streben sie an, dass sich die Inflation durch ihre Politik bei oder nahe zwei Prozent einpegelt. Doch in der derzeitigen Gemengelage ist kaum noch etwas sicher.

Eine Reihe politischer Großereignisse könnte zum Schock für die Wirtschaft in Europa werden. Allen voran die mögliche Rückkehr von Donald Trump als US-Präsident: Sie ist für die Mehrheit der Ökonomen in der Umfrage die größte Gefahr für Wachstum und sinkende Zinsen. Gleich danach kommt der politische Stillstand nach den Wahlen in Frankreich - und das daraus resultierende mögliche Wiederaufflammen der Schuldenkrise.

In solch turbulenten Zeiten wollen sich die Notenbanker einfach nicht auf eine Strategie festlegen. Sie warten ab - und reagieren, wenn etwas passiert. "Es gibt momentan einfach keine Notwendigkeit, die Zinsen weiter zu senken", zitiert Bloomberg den ING-Chefökonomen Carsten Brzeski. "Die EZB wird bei ihrem datengetriebenen Ansatz bleiben und es tunlichst lassen, irgendeine Zinsprognose abzugeben."

Anleger lechzen nach Zinserleichterung

Unverhofft beschleunigen könnte den gemächlichen Zeitplan womöglich nur die Konkurrenz aus Übersee. Denn in den USA hat das sich abzeichnende schnellere Ende der Preisexplosion in dieser Woche bereits die Börsen beflügelt. Der US-Verbraucherpreisindex war im Juni überraschend auf nur noch drei Prozent gesunken – das ist der niedrigste Stand seit Sommer 2023.

In den USA hoffen die Anleger nun schon darauf, dass die US-Notenbank Fed bei ihrer Sitzung im September die Zinsen senkt. Fed-Chef Jerome Powell hat in dieser Woche bereits Andeutungen in diese Richtung gemacht und darauf hingewiesen, dass eine weitere Schwächung am Arbeitsmarkt nicht mehr wünschenswert wäre.

Sollte die Fed handeln, würde der Druck auch auf die EZB wachsen, nachzuziehen. Jedenfalls dann, wenn der Abstand zum US-Leitzins zu groß werden sollte. Es sei denn, es passiert mal wieder etwas Unvorhergesehenes.

Quelle: ntv.de

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