Wirtschaft

"Wäre ein irrsinniger Motor" Motel-One-Gründer fordert "Marshallplan"

Motel-One-Gründer Dieter Müller: Kein Unternehmen soll sich als "Bittsteller" fühlen.

Motel-One-Gründer Dieter Müller: Kein Unternehmen soll sich als "Bittsteller" fühlen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Staat sollte allen Unternehmen den verlorenen Umsatz für zwölf Monate ausgleichen, fordert Motel-One-Gründer Müller. Die Maßnahme sei genauso teuer wie alle Corona-Hilfen und -Pakete zusammen und sei einfacher, als wenn "jede Branche am Rockzipfel der Regierung" zerre.

Der Gründer der bekannten Low-Budget-Designhotels Motel One, Dieter Müller, hat einen "neuen Marshallplan für Deutschland" gefordert. Der Staat solle für zwölf Monate allen Unternehmen die verlorenen Umsätze ersetzen. "Dann könnten wir die Mitarbeiter aus der Kurzarbeit nehmen, das würde die Wirtschaft stark stimulieren, und es würden keine Existenzängste mehr da sein und Corona-bedingten Konkurse", sagte Müller in dem Podcast "Die Stunde Null".

Eine solche Maßnahme würde zwar einen dreistelligen Milliardenbetrag kosten, diese Summe käme allerdings durch die geplanten Hilfen und Pakete auch zusammen. Es sei einfacher, als wenn "jede Branche am Rockzipfel der Regierung" zerre. "Es wäre ein irrsinniger Motor, um die Konjunktur wieder anzutreiben", sagte Müller und würde für Optimismus in Europa sorgen. "Kein Unternehmen käme sich als Bittsteller vor." Alternativ schlug Müller ein Moratorium für alle Mieten, Leasing- und Kreditraten für drei Monate vor.

Seine Hotelkette und die Branche habe sich während des Shutdowns gut vorbereitet, mit neuen Hygienekonzepten, Abstandsregeln und Maskenvorräten. "Wir stehen in den Startlöchern, um einen normalen Hotelbetrieb zu führen", sagte Müller.

Die im Jahr 2000 gegründete Motel One Gruppe hat eine rasante und erfolgreiche Expansion hinter sich. Mit günstigen Preise, guten Lagen und auffälligen Designkonzepten hatte die Marke einen Nerv im Billigsegment getroffen. 2019 war Motel One um 15 Prozent gewachsen, setzte 562 Millionen Euro um und machte 129 Millionen Euro Gewinn. Motel One betreibt 74 Hotels in zehn Ländern, von denen derzeit noch 15 Häuser von Notfallteams betrieben werden. Der Betrieb kostet den Hotelier Müller 20 Millionen Euro im Monat. Kurzarbeit hat Motel One deshalb für die 2600 Mitarbeiter angemeldet, aber keinen KfW-Kredit beantragt. Das Eigenkapital sei durch die jahrelangen Gewinne mit 500 Millionen Euro hoch, ebenso hat die Hotelgruppe Liquiditätsreserven.

Den Shutdown bezeichnete Müller als seinen unternehmerischen Tiefpunkt, er habe in den ersten Wochen Angst um sein Lebenswerk gehabt. Die rasante Expansion der Gruppe – derzeit sind rund 20 Projekte in der Planung - könnte sich verzögern, weil Baustellen unterbrochen wurden oder Investoren Termine verschoben hätten.

Die Hotelbranche sieht Müller vor einigen schwierigen Jahren und einer schmerzhaften Konsolidierung - viele Häuser könnten verschwinden. Mit einer Normalisierung rechnet er erst im Jahr 2023.

Der Corona-Schock hat Deutschland und die ganze Welt in eine tiefe Krise gestürzt. Wie verändert sie unser Leben? Und welche Auswege gibt es? Im Podcast "Die Stunde Null – Deutschlands Weg aus der Krise" stellt "Capital"-Chefredakteur Horst von Buttlar diese Fragen den Menschen, die durch die Krise steuern: Unternehmern, Wissenschaftlern, Managern, Philosophen und Ökonomen.

Quelle: ntv.de, ddi

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