Krieg der Billig-Onlinehändler Newcomer Temu zerrt Shein wegen "Mafiamethoden" vor Gericht
15.12.2023, 12:10 Uhr Artikel anhören
Sowohl Temu als auch Shein sind in chinesischem Besitz befindliche E-Commerce-Unternehmen, die sich auf Billig- und Discount-Waren spezialisiert haben.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Der Markt mit Artikeln zu Schnäppchenpreisen ist umkämpft. Sowohl der Billig-Onlinehändler Temu als auch der Fast-Fashion-Konkurrent Shein sind erst seit kurzem in den USA tätig. Jetzt zieht Temu gegen Shein vor Gericht. Die Vorwürfe wiegen schwer. Von "mafiösen Einschüchterungstaktiken" ist die Rede.
In den USA kämpfen die beiden chinesischen Billig-Onlinehändler Temu und Shein erbittert um die Vorherrschaft auf dem Schnäppchenmarkt - angeblich auch mit unlauteren Mitteln. Ihr Wettstreit landet jetzt vor einem US-Gericht. Die Handels-App Temu beschuldigt ihren Fast-Fashion-Konkurrenten Shein, "mafiöse Einschüchterungstaktiken" anzuwenden, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, das berichtet das Finanzportal Bloomberg. Temu wirft Shein in einem 100-seitigen Papier vor, einen "verzweifelten Plan" ausgeheckt zu haben, um das Wachstum von Temu zu bremsen.
"Shein setzt die Modeanbieter mit Exklusivitätsanforderungen und mafiösen Einschüchterungs- und Hinhaltetaktiken gegenüber Anbietern unter Druck, die es wagen, an Temu zu verkaufen", heißt es in der Anklageschrift. Außerdem soll das Unternehmen Zehntausende urheberrechtliche Abmahnungen gegen Temu eingereicht und Temu-Händler bedroht haben. Temu behauptet, dass Shein-Mitarbeiter sogar so weit gegangen seien, Händler, die mit Temu Geschäfte machen, zu Unrecht für "viele Stunden" in Büros von Shein eingesperrt zuhaben.
"Temu hat festgestellt, dass das wettbewerbswidrige Verhalten von Shein nicht nur anhält, sondern sich sogar noch verstärkt hat", zitiert Bloomberg weiter aus der Anklage. Ein Vertreter von Temu sagte, der jüngste Schritt sei eine Folge des eskalierenden wettbewerbsfeindlichen Verhaltens von Shein. "Wir hatten keine andere Wahl, als sie zu verklagen", sagte ein Sprecher. Shein teilte in einer Erklärung mit, dass das Unternehmen die Klage für unbegründet halte und das Unternehmen sich energisch dagegen verteidigen werde.
Neben der Verletzung von Urheberrechten und dem Mobbing von Zulieferern wirft Temu in seiner Klage Shein außerdem vor, seinen" beschmutzten Ruf" reinwaschen zu wollen, indem es seinen Hauptsitz nach Singapur verlegt, obwohl der größte Teil seiner Geschäftsaktivitäten und Mitarbeiter in China verbleibt.
Shein will an die Börse
Sowohl Temu als auch Shein sind in chinesischem Besitz befindliche E-Commerce-Unternehmen, die sich auf Billig- und Discount-Waren spezialisiert haben. Beide sind relativ neue Marktteilnehmer in den USA: Shein baute seine amerikanische Präsenz 2019 aus, während Temu im September 2022 in den USA startete.
Zuletzt war bekannt geworden, dass Shein wohl vertraulich in den USA einen Antrag auf einen Börsengang gestellt hat. Es könnte eines der größten IPOs der vergangenen Jahre werden. Wie mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten, wurden Goldman Sachs, JPMorgan Chase und Morgan Stanley als Konsortialführer für das Vorhaben engagiert, das 2024 stattfinden könnte. Shein wurde bei einer Finanzierungsrunde im Mai mit rund 66 Milliarden US-Dollar bewertet und wird bei einem Börsengang wahrscheinlich eine noch höhere Bewertung anstreben. Ein Jahr vor der letzten Finanzierungsrunde war Shein mit 100 Milliarden Dollar bewertet worden.
Quelle: ntv.de, jki