Mini-Gemeinde stimmt für den Bau Northvolts Milliarden-Fabrik nimmt große Hürde haarscharf
22.01.2024, 21:59 Uhr Artikel anhören
Gerade mal eine Stimme im Gemeinderat von Norderwöhrden im Kreis Dithmarschen macht letztlich den Unterschied: Northvolt darf seine 4,5 Milliarden Euro teure Batteriefabrik bauen. Das Projekt wird mit viel Geld von der Bundesregierung gefördert.
Der Weg für eines der größten Industrieprojekte in Schleswig-Holstein seit Jahrzehnten ist frei: Mit vier zu drei Stimmen hat der Rat der 300-Einwohner-Gemeinde Norderwöhrden den Plänen von Northvolt für den Bau einer Batteriefabrik bei Heide zugestimmt. Bereits am Donnerstag hatte die zweite Standortgemeinde Lohe-Rickelshof einstimmig die entsprechenden Beschlüsse gefasst. Damit ist nun der Kreis Dithmarschen am Zug. Er ist für die Baugenehmigung für das schwedische Unternehmen zuständig.
Das Werk soll auf dem Grund von Norderwöhrden und Lohe-Rickelshof entstehen. Northvolt plant in der Fabrik ab 2026 Batteriezellen für E-Autos herzustellen. Durch die 4,5 Milliarden Euro teure Investition sollen 3000 Arbeitsplätze entstehen. Das Unternehmen habe in das Bauvorhaben in Heide bereits rund 100 Millionen Euro an eigenen Mitteln investiert, heißt es aus dem Projektumfeld. Angedacht ist auch eine Anlage zum Recycling von Altbatterien ausrangierter E-Autos.
Seit zweieinhalb Jahren beschäftige das Projekt die Gemeinde, sagte Norderwöhrdens Bürgermeister Kay Uwe Evers. Auf die Region kämen große Herausforderungen beim Ausbau der Infrastruktur zu. "Dafür brauchen wir zwingend Unterstützung von Bund und Land." Das Projekt biete aber auch große Chancen. "Wir schauen Euch auf die Finger und erwarten auch was", sagte er in Richtung des ebenfalls anwesenden Chefs der Staatskanzlei, Dirk Schrödter.
In dem Ort gab es auch Widerstand gegen die Pläne. Es gebe die Sorge, der Infrastrukturausbau komme nicht hinterher, und es gebe eine große Verkehrsbelastung, sagte ein Landwirt, der gegen das Projekt stimmte. "Der eigentliche Hauptgrund: Es gibt keinen Vorteil für Norderwöhrden."
Hohe Fördermittel zugesagt
Northvolt hatte in der vergangenen Woche mit der Unterzeichnung eines Durchführungsvertrags seine endgültige Entscheidung für den Standort getroffen. Dabei hatte es vor einiger Zeit noch so ausgesehen, als könne sich der Bau in Norddeutschland verzögern. Als Gründe hatte Northvolt-Chef Peter Carlsson die vergleichsweise hohen Strompreise in Deutschland und höhere Subventionen in den USA genannt.
Am 8. Januar machte die EU-Kommission den Weg für Fördermittel und Garantien von Bund und Land von 902 Millionen Euro für Northvolt frei. Sie fördern das Projekt mit rund 700 Millionen Euro. Hinzu kommen Garantien über weitere 202 Millionen Euro. Von den Fördermitteln entfallen etwa 564 Millionen auf den Bund und bis zu 137 Millionen Euro auf das Land. Die Förderung verteilt sich auf mehrere Jahrestranchen.
Quelle: ntv.de, rog/dpa