Zugriff auf Gerinnungshemmer Novartis kauft Herz-Kreis-Spezialisten - Milliardensumme möglich
11.02.2025, 16:17 Uhr Artikel anhören
Novartis kauft für bis zu drei Milliarden Dollar zu.
(Foto: REUTERS)
Novartis stärkt eines seiner vier Standbeine und kauft zu. Die US-Biotechfirma Anthos Therapeutics lassen sich die Schweizer im Idealfall mehr als drei Milliarden Dollar kosten. Das Bostoner Unternehmen hat unter anderem einen vielversprechenden Gerinnunsghemmer in der Pipeline. Analysten zeigen sich dennoch skeptisch.
Der Schweizer Pharmakonzern Novartis verstärkt seine Pipeline von Herz-Kreislauf-Medikamenten mit einer potenziell milliardenschweren Akquisition. Für zunächst 925 Millionen Dollar erwirbt das Unternehmen die US-Biotechfirma Anthos Therapeutics, wie Novartis mitteilte. Mögliche Anpassungen und erfolgsabhängige Zahlungen könnten Novartis weitere bis zu 2,15 Milliarden Dollar kosten. Die Transaktion soll in der ersten Jahreshälfte abgeschlossen werden.
Das am weitesten fortgeschrittene Medikament der in Boston ansässigen Anthos ist Abelacimab zur Vorbeugung von Schlaganfällen bei Patienten mit Vorhofflimmern. Es befindet sich in der spätklinischen Phase-III-Entwicklung. "Abelacimab ist ein potenzielles First-in-Class-Medikament, das einen wirksameren und sichereren Ansatz zur Vorbeugung von Thrombosen und Schlaganfällen verspricht als die derzeitigen Behandlungsstandards", sagte David Soergel, Leiter des Bereichs Herz-Kreislauf-, Nieren- und Stoffwechselerkrankungen bei Novartis.
An der Börse schlug die Akquisition keine großen Wellen, die Novartis-Aktien notierten praktisch auf dem Vortagesniveau. Die Kommentare von Analysten fielen zurückhaltend aus. "Der nun getätigte Zukauf bringt einen Hoffnungsträger unter das Konzerndach, wirft aber auch die Frage auf, wie es denn so mit der hauseigenen Forschungsabteilung steht", erklärte etwa Michael Kunz von der Luzerner Kantonalbank. Er verwies auf die Übernahme der deutschen Biotechfirma Morphosys im vergangenen Jahr, die Novartis schlussendlich teuer zu stehen kam. Auch Laurent Flamme von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) äußerte sich vorsichtig: "Ob Wirksamkeit und akzeptable Blutungsrate erreicht werden, ist aus unserer Sicht keinesfalls sicher."
Der Kauf von Anthos passt indes in die von Novartis ausgerufene Strategie: Der Bereich Herz-Kreislauf-, Nieren- und Stoffwechselerkrankungen ist eines von vier Standbeinen des Pharmariesen aus Basel. Seine Forschungs- und Entwicklungspipeline will der Konzern zudem mit kleineren, ergänzenden Zukäufen ausbauen.
Anthos wurde 2019 vom Finanzinvestor Blackstone mit Unterstützung von Novartis gegründet. Die Schweizer vergaben damals die Lizenz für Abelacimab an die US-Biotechfirma. Novartis hält eigenen Angaben zufolge bereits eine kleine, nicht offengelegte Beteiligung an Anthos.
Eine Studie hatte jüngst Erfolge bei Patienten mit Vorhofflimmern im Vergleich zu Rivaroxaban gezeigt. Demnach kam es bei Abelacimab zu weniger Blutungen bei Patienten, die dazu neigen. Rivaroxaban wird unter dem Namen Xarelto vom Dax-Konzern Bayer vertrieben. Es ist ein Blockbuster dessen Patent absehbar endet.
Quelle: ntv.de, jwu/rts